Toni's Kolumne Nr. 9 - Vom lieben Geld...

Als ich mich vor nun beinahe 20 Jahren dem Dartspiel verschrieb, konnte ich nicht ahnen, dass irgendwann einmal die Finanzierung meines Sports eine dominierende Rolle einnehmen wird. Wie einfach war das damals noch - wir trafen uns im Vereinslokal, trainierten auf das Board, konsumierten zur Freude des Wirten ein paar Getränke und „teuer“ waren lediglich die fälligen Runden für diverse „Schnapszahlen“, die ich unvorsichtigerweise dann und wann stehen ließ. Zu den Ranglistenturnieren fuhren wir kostenschonend gemeinsam, die Rückkehr folgte am selben Tag ohne Nächtigungsspesen. Kein Hotel, kein Flieger, keine ruinösen Sprit- wie Getränkepreise hinderten mich daran, meinem Hobby nach zu gehen. Natürlich gab es auch wenig zu gewinnen, das stand aber in dieser Phase meiner Karriere nicht im Vordergrund, auch wenn mein Ehrgeiz effizienter als die anderen zu werfen schon damals in mir brannte.

Das gelang auch von Jahr zu Jahr besser, die „Reisen“ gingen nicht mehr lediglich nach Krumpendorf, Neuhaus & St. Paul, sondern schon vermehrt nach Wien, Wels oder Graz. Hier kam ich erstmals nicht um externe Nächtigungen herum - aber durch eine doch stattliche Anzahl Gleichgesinnter kam ich auch hier nicht finanziell ins Schleudern, brüderlich wurden Benzin & Logis in Privatabsteigen geteilt, das Nenngeld übernahm meistens der Verein. Natürlich konnte Dart auch damals schon ein teurer Spass sein, aber nur dann wenn man sich mehr dem Nachtleben am Spielort als dem Sport selbst widmete. Da hielt ich aber immer Maß, schließlich wollte ich ja am nächsten Tag fit und konzentriert sein, nicht verkatert und unkoordiniert.

Mit meinem Aufstieg hin zu einem guten Spieler im deutschen Sprachraum wuchsen auch meine Ausgaben und das nicht nur wegen der weiteren Wegstrecken. Über die Treibstoffkosten brauchen wir nicht diskutieren, die spüre ich genauso wie jeder andere Spieler und auch wie jeder andere dem ein stattlicher Mehrwert seines Lohns durch den Auspuff bläst. Es wird auch immer schwieriger günstige Quartiere zu ergattern, besonders dann wenn es am Spielort kaum Quartiere in annehmbarer Nähe gibt. Von den Nebenkosten wie Verpflegung ganz zu schweigen - diese stiegen in den letzten 15 Jahren in keinem Verhältnis zu meinem Einkommen. Das ist eine für mich fatale Entwicklung: Die Reisegemeinschaften verkleinern sich oder lösen sich überhaupt auf, als Verkehrsmittel steht immer öfter nur noch der Flieger mit den sündteuren Anschlusstaxis zur Verfügung, auch die Verpflegung wirkt sich negativ aufs Börserl aus. Sicher gibt es seit der Gründung der GDC auch wesentlich mehr zu gewinnen, andererseits auch durch den straffen Turnierplan auch weniger Zeit zum Sparen. Kein Spieler kann sich in dieser Serie darauf verlassen, seine Unkosten ohnehin durch Preisgelder zu kompensieren, das wäre eine Geringschätzung des Mitbewerbs und so was geht meistens in die Hose.

Die Quintessenz ist also, aus welchen Quellen auch immer etwas Geld zu haben um seiner Leidenschaft nachgehen zu können. Das Geld aus meinem Beruf langt dafür mehr recht als schlecht - wie viele andere Spieler auch bin ich im Zivilleben nicht hoch bezahlt. Das ist auch kein Zufall, die erlernten Berufe der Profis sind selten außergewöhnlich. Raymond van Barneveld war Briefträger, Roland Scholten Gastwirt, Alan Tabern z.B. ist immer noch Mitarbeiter seiner Heimatgemeinde. Dart ist nicht Golf und einerseits haben hier Leute die vom Fundament (nicht etwa zu verwechseln mit dem Keller) der Gesellschaft stammen eine Chance nach oben zu kommen, andererseits stellt sie die überschaubare soziale und berufliche Stellung in der Übergangsphase vom guten Spieler hin zum Profi vor nicht unwesentlichen Problemen. Es gilt den Leistungslevel zu verbessern und den Arbeit- wie Brötchengeber auch noch zufrieden zu stellen. Ein Spagat an dem viele gute- bis ausgezeichnete Spieler die mir im Laufe der Jahre begegneten, scheiterten.

Ich biss und beiße mich da durch, gebe aber ehrlich zu, dass ich mir schon öfters die Sinnfrage stellte. Nur um mein Spielniveau zu halten, investiere ich einen wöchentlichen Zeitaufwand, der dem eines Nebenjobs entspricht, von Intensivtraining das Steigerungen bringen soll ganz zu schweigen. Das über Jahre mit meinem Beruf als Installateur unter einem Hut zu bringen zehrt an der Substanz. So etwas wie die Seele baumeln zu lassen, kenne ich kaum. Hinzu kommen Aufgaben eines (hoffentlich baldigen) Profis, die ich als solider nationaler Turnierspieler nicht kannte. Der Umgang mit Medien beispielsweise. Presseaussendungen sind zu verfassen, auf Interviews hat man sich einzustellen, die Homepage gilt es zu bearbeiten. Alles ein enormer Zeitaufwand. Ein gscheites Englisch lernen wäre auch nicht schlecht. Leider komme ich aus der letzten österreichischen Schülergeneration, wo die Schulpolitik meinte es geht auch ohne Fremdsprachen, wie sich heute nicht nur bei mir herausstellt, eine gravierende Fehleinschätzung.

Früher half mir auf nationaler Ebene dabei der Verband. Mit meinem Aufstieg über die Serie des nationalen Verbands hinaus wurde dessen Hilfe überschaubarer. Heute weiß ich beispielsweise, dass ich meine erstmalige WM-Qualifikation nur suboptimal im Hinblick auf Finanzen und PR nutzte. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch tatsächlich beinahe völlig auf mich alleine angewiesen, was nun gottseidank nicht mehr ganz der Fall ist. Mit Christian & Jürgen helfen mir zwei Freunde unentgeltlich beim ganzen rahmenden Kontext, aktualisieren die Webseite, regeln den formalen Papierkrieg und versuchen endlich einen Sponsor für mich zu gewinnen. Aber auch die Beiden haben ihre Verpflichtungen und nur begrenzt Zeit zur Verfügung. Sie sind halt wie ich im Dart- eben noch keine Web- & PR-Profis.

Wenn wir schon beim Thema Sponsoren sind, dann kann ich an dieser Stelle auch ein wenig über die Schwierigkeiten bei der Suche erzählen. Da erfährt man knallhart, welche Wertschätzung der Dartsport in den Augen der Marketingabteilungen genießt. Wenn ich schreibe „sehr gering“, dann ist das noch eine Übertreibung. Da wird Dart als Sport prinzipiell in Frage gestellt. „Es gibt zu wenig Interesse am Dartsport“, die guten Einschaltquoten seien nicht relevant, da „diese nicht lokal sind“. Es gibt Kompatibilitätsprobleme zwischen dem Sport und dem Produkt. „Dart und unsere Produkte & Dienstleitungen passen nicht zusammen“ so kommt es dann aus dem Managermund- „versuchen sie es bei Brauereien.“ Immerhin akzeptiert ein derartiger Wirtschaftsfachmann Dart als Sport. Ist ja schon mal was. Andere bemängeln meinen „geringen Bekanntheitsgrad in Kärnten“. Stimmt gewiss, für einen hohen Bekanntheitsgrad benötigt man Medien mit hoher Reichweite. Die berichten in Kärnten zwar regelmäßig, allerdings in bündiger Form, wobei diese Kontinuität schon einen Fortschritt darstellt.

Das war nur ein kleiner Auszug von nicht so tollen Erfahrungen. Trotzdem glaube ich daran, dass sich letztendlich Dart auch im deutschen Sprachraum als Werbeträger durchsetzen wird, sobald einige Spieler regelmäßig in der PDC aufhorchen lassen. Lokalmatadore haben schon einigen Sportarten zum Durchbruch verholfen - wen interessierte früher beispielsweise in Deutschland Damenbiathlon, in Österreich der Langlauf? Sicher hinkt der Vergleich durch seine olympische Aufwertung etwas, aber die Systematik wonach lokale Größen auch das Medieninteresse weckten, könnte dieselbe sein. Dart ist schließlich nicht Unterwasserrugby und birgt ein telegenes TV-Format in sich.

Erfolge auf höchster Ebene sind also mein bestes Werkzeug für die Sponsorensuche. Das nützt dann nicht nur mir etwas, sondern auch der Breite und dem „Mittelbau“ der GDC. Das Problem dabei ist und bleibt, dass für Erfolg Investitionen nötig sind. Zeit und eben Geld. Bis sich in meinem Fall ein Sponsor findet, muss ich mich wohl weiter von Turnier zu Turnier hanteln, immer beinahe Dagobert-like sparsam lebend. Es gibt viele Klippen zu umschiffen, aber eines ist völlig klar: Andere haben es auch geschafft. Vielleicht mit kleinen Vorteilen einer Nationalität, wo Dart mehr Ansehen genießt, das ist aber kein Grund in Tristesse zu verfallen. Aufgeben kommt nicht in Frage, wer weiß vielleicht sieht es schon rund um die Las Vegas Desert Classics ganz anders aus...

Nächste Woche hole ich dann die versprochenen Gschichterln aus Las Vegas in den 90iger-Jahren nach. Bis dann,

Euer Toni

 

[Zurück zur Startseite der Kolumne]

 

Info: Mehr über Anton Pein gibt es auf seiner Webseite: www.peinanton.com