Manager im Dartsport: Was hat es damit auf sich?

Samstag, 4. Juli 2020 13:55 - Dart News von dartn.de

Manager im Dartsport

Wer professionelle Dartturniere verfolgt, kennt natürlich die Spieler und auch manchen Offiziellen. Eine andere wichtige Personengruppe steht aber nicht so sehr im Rampenlicht: Die Manager der Spieler. Wir werfen einen genaueren Blick auf diesen Bereich. Wie funktioniert das Management-System im Dartsport, wer steht wo unter Vertrag und was sind die Vor- und Nachteile eines Managements?

Wie arbeiten Dart-Manager?

Es ist nicht direkt so, dass ein Dartprofi eine bestimmte Summe bezahlt und dafür von einem Management betreut wird. In der Regel gibt der Spieler einen gewissen vertraglich festgelegten Prozentsatz seines eingespielten Preisgelds an sein Management ab. Dafür trägt das Management alle Reisekosten, die im Laufe einer Saison anfallen. Ein Manager ist also oftmals gleichzeitig auch ein Sponsor. Die Höhe der abzugebenden Summe ist von Spieler zu Spieler verschieden. "Nach meiner Erfahrung gibt es da eine Spanne von zehn bis 50 Prozent des Preisgeldes", berichtet Wayne Mardle. Der mehrfache WM-Halbfinalist hat stets auf ein Management verzichtet und regelt seine Belange bis zum heutigen Tag selbst.

Laut Mardle sind die Aufgaben eines Managers vielfältig. "Das Buchen der Flüge und Hotels gehört ebenso dazu, wie die Anmeldungen für Turniere. Der Spieler sollte einfach nur am Spielort auftauchen und Dart spielen können. Viele lassen ihre Manager auch die Finanzen und andere persönliche Dinge regeln. Ein Manager ist dafür da, damit sein Schützling den Kopf frei hat und sich auf seinen Job konzentrieren kann, also Matches zu gewinnen. Sponsoren-Deals sind ebenfalls nicht leicht auszuhandeln, das sollte ebenfalls für den Spieler übernommen werden." Die Beteiligung an Preisgeldern birgt währenddessen auch ein gewisses Konfliktpotential. Als Raymond van Barneveld im März 2019 nach der Premier League in Rotterdam seinen vorzeitigen Rücktritt bekannt gab und später wieder zurückruderte, wurde seinem Manager Jaco van Bodegom vorgeworfen, ihn überredet zu haben, um noch bis Jahresende von den Einnahmen seines Spielers profitieren zu können. Anfang Juni erklärte er allerdings in einem Interview mit dem "Weekly Dartscast", dass er nie an den Preisgeldern von van Barneveld beteiligt gewesen sei. Es gibt also auch Ausnahmen in diesem System.

Welche Spieler stehen wo unter Vertrag?

Auf der Website der Spielervereinigung PDPA ist eine Liste mit etwa 30 Managern zu finden, die sich zuvor bei der "Darts Regulation Authority" registrieren und lizensieren lassen mussten. Michael van Gerwen wird gleichzeitig von Will Lazar vom ZWA Sports Management und Jason Thame (Modus Sports) betreut. Die Belange des amtierenden Weltmeisters Peter Wright vertritt seine Frau Joanne Wright. Genauso verhält es sich bei Gerwyn Price, der von seiner Partnerin Bethan gemanaged wird. Rob Cross besitzt einen Kontrakt bei "Nevada Sport", während Gary Anderson sich in die Hände von "Dunvegan Enterprises" begibt. Die deutschen Tourkartenbesitzer Max Hopp, Martin Schindler und Christian Bunse haben den ehemaligen griechischen World Cup-Teilnehmer Ioannis Selachoglou als ihren Manager. Hopp hatte zuvor rund zwei Jahre mit Timo Gans gearbeitet, der bei der PDC Europe in den Bereichen Medien und Marketing angestellt war. Bei Selachoglou stand zwischenzeitlich außerdem Nico Blum unter Vertrag. Gabriel Clemens besitzt ebenso kein Management wie Super League-Champion Nico Kurz.

In Österreich tauchen zwei verschiedene Firmen auf, die sich um Belange von Spielern kümmern. Auf der einen Seite sind hier Michael James Lang und Barbara Haas ("H&L Sports Management") zu nennen. Sie unterstützen unter anderem Mensur Suljovic, Rowby-John Rodriguez, Harald Leitinger, Michael Rasztovits und die deutsche Nachwuchshoffnung Nico Schlund. Suljovic hatte Ende 2015 einen Vertrag bei der "Sportsman Management Company" unterschrieben, strebte jedoch nach zwei Jahren einen Wechsel an. Rusty-Jake Rodriguez und sein Bruder Roxy-James Rodriguez haben schon vor längerer Zeit bei "ZWA Sports" unterschrieben. Sie haben damit dasselbe Management wie etwa Michael van Gerwen, Jonny Clayton oder Vincent van der Voort.

Ein paar Unternehmen dominieren spürbar den Markt. So hat "ZWA Sports" gleich 21 Spieler in seinen Reihen. Bei "Modus Sports" sind es sogar 23, darunter Fallon Sherrock, Simon Whitlock oder Luke Humphries. Ein etwas anderes Konzept verkörpert die "Sportsman Management Company" mit Mark Elkin. Dort wird Teamspirit und Zusammenhalt besonders groß geschrieben. Es gibt regelmäßige gemeinsame Unternehmungen und nachdem Spieler ausgeschieden sind, bleiben sie noch bis zum Ende, um die Teamkollegen zu unterstützen. Die größten Namen, die hier unter Vertrag stehen, lauten Glen Durrant, James Wade und Dimitri van den Bergh.

Die Sicht der Manager

Nachdem jetzt schon so viel über sie zu lesen war, soll nun auch einmal ein Manager selbst zu Wort kommen. Die Rede ist von Mick Lang, der zusammen mit Barbara Haas "H&L Sports Management" führt. Zuvor war er beim Hersteller Bulls im Bereich Sponsoring tätig und hatte so auch regelmäßig mit den Spielern zu tun. "Mensur Suljovic hat mich gefragt, ob ich daran interessiert wäre, ihn gemeinsam mit Barbara Haas zu managen. Durch meine Arbeit bei Bulls kannte ich schon die grundlegenden Dinge aus dem Bereich Management, der Übergang war also nicht so schwierig. Die größte Herausforderung war das finanzielle, denn Management kann ein sehr teures Spiel sein. Ich habe allerdings mit Alfred Söls in Österreich einen verlässlichen Partner, der mich dabei unterstützt, mich als Sport-Manager zu behaupten", erzählt Lang.

Neben den schon genannten Aufgaben im Bereich der Organisation von Reisen, Medienterminen und dem Kontakt zu Sponsoren ist dem gebürtigen Schotten noch etwas anderes wichtig. "Dart kann manchmal ein recht einsames Spiel sein, deshalb reise ich mit den Spielern zu Turnieren und schaue nach ihnen. So können sie sich optimal vorbereiten und sich nur auf das Spielen konzentrieren. Ich bin auch eine Art Filter, versuche also das von den Spielern fernzuhalten, was bei einem Turnier nicht wichtig ist." Laut Lang haben seine Spieler auch alle unterschiedliche Bedürfnisse. "Ich habe viel Zeit damit verbracht, jeden so gut kennen zu lernen, dass ich weiß was gebraucht wird und es bereits da habe, bevor überhaupt danach gefragt wird oder die Spieler wissen, dass sie es benötigen."

Sehr offen spricht Lang auch über die finanziellen Risiken eines Managers. "Das ist sehr von den Ergebnissen eines Spielers abhängig. Jemand, der in der Premier League spielt, kann Kosten von mehr als 50.000 Euro bedeuten. Bei normalen Pro Tour Spielern reden wir über 20.000 Euro, auf der Challenge- und Development-Tour weniger."

Vor- und Nachteile

Von den deutschsprachigen Spielern wird Rowby-John Rodriguez am längsten von einem Management betreut. "Little John" hatte bereits am zweiten Tag der Q-School 2014 einen Vertrag sicher. "Ohne Management hätte ich nicht Profi werden können, das war vor allem finanziell ein wichtiger Schritt. Ich war gerade mit der Ausbildung fertig, hatte noch keinen Job und bin viel von meiner Freundin unterstützt worden", schildert er seine Beweggründe. Als junger ambitionierter Spieler aus Österreich hat man in seinen Augen ohne Management keine Chance, wirklich Fuß zu fassen. "Ich würde es jedem jungen Talent empfehlen, so lange man nicht einen Zehnjahresvertrag unterschreibt."

Inzwischen ist der Wiener von "ZWA Sports" zum "H&L Sports Management" gewechselt. Diese Entscheidung hatte mehrere Gründe. "Ich wollte generell einen neuen Impuls setzen, weil ich 2018 nicht gut gespielt habe. Deshalb bin ich ja zusätzlich auch zu einem anderen Ausrüster gegangen." Letztendlich haben aber auch die Finanzen eine große Rolle gespielt. "Ich habe bei diesem Management eine bessere Möglichkeit, meine Familie zu versorgen. Ich bin letztes Jahr Vater geworden, habe also noch einmal andere Verpflichtungen als am Anfang. Wenn ich dieses Angebot von H&L nicht bekommen hätte, wäre ich wohl jetzt nicht mehr Profi, sondern würde 40 Stunden die Woche einem normalen Beruf nachgehen."

Die Möglichkeit, mit seinem guten Freund Mensur Suljovic eng zusammen zu arbeiten, war ebenfalls reizvoll. So unterstützen sich die beiden gegenseitig bei diversen Turnieren. Bei Unternehmen, die mehr Spieler unter Vertrag haben, sieht Rodriguez bis auf wenige Ausnahmen keinen vergleichbaren Zusammenhalt. Für Jelle Klaasen bedeutet ein Management mehr Stabilität und weniger Stress. "Mir wird dabei geholfen, Sponsoren zu finden und Exhibitions beschaffen, aber genauso dafür sorgen, dass du mit weniger Druck spielen kannst, weil der Flieger und das Hotel bezahlt sind. Wenn ein Spieler aus England kommt ist es leichter ohne Management, weil die Kosten niedriger sind."

Zoran Lerchbacher ist hingegen einer der wenigen österreichischen Profis ohne Management. Der vierfache WM-Teilnehmer beschwert sich jedoch nicht darüber. "Ich hatte mal ein Angebot für so etwas, aber die Konditionen haben sich nicht für mich gerechnet. Wenn ich da mit einem normalen Sponsor arbeite, bleibt am Ende deutlich mehr Preisgeld bei mir. Deshalb habe ich mich dagegen entschieden", erklärt er. Seine Angelegenheiten regelt der Steirer gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin.

Zum finanziellen kommen auch bei ihm pragmatischere Gründe hinzu: "Es kann sein, dass ich in einem Management lande, wo ich mit den Spielern, die dort ebenfalls unter Vertrag stehen, nicht zurechtkomme. Manche Unternehmen wollen Kosten sparen und dann müssen sich die Spieler Doppelzimmer teilen. Wenn ich dann mit jemandem untergebracht werde, mit dem ich mich nicht verstehe, hilft mir das nicht." Vom Argument, dass Spieler dank eines Managements den Kopf frei haben, hält Lerchbacher nichts: "Wenn ich zu einem Turnier reise, muss ich den Kopf frei haben. Wenn das nicht der Fall ist, gibt es wahrscheinlich Probleme in meinem privaten Umfeld und daran kann auch ein Manager nichts ändern."

Ähnlich wie ihm geht es auch Spielern mit größerem Namen. So verzichtet wie schon erwähnt Gabriel Clemens auf ein Management, obwohl sicher bereits diverse Angebote vorlagen. Genauso macht es Krzysztof Ratajski. Rowby-John Rodriguez versteht diesen Schritt: "Solche Spieler stehen voll im Leben, haben das Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten und den finanziellen Hintergrund. Deshalb können sie auf Manager verzichten." Generell glaubt er, dass der Weg, den Clemens und Ratajski eingeschlagen haben, in Zukunft noch häufiger wird. "Die Preisgelder steigen und seit über zwei Jahren sind für die meisten Profis die Startgebühren bei den Turnieren abgeschafft. Spieler ohne ein Management werden in den nächsten Jahren eher zunehmen."

Dass der Druck mit einem Manager niedriger wird, weil die Fixkosten gedeckt sind, muss laut Wayne Mardle nicht unbedingt der Fall sein. "Spieler könnten auch Druck spüren, weil sie Leistung bringen müssen." Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, könnte das Management möglicherweise sein Engagement zurückziehen und einen Vertrag nicht verlängern. Grundsätzlich scheint man zu diesem Thema keine Aussagen treffen zu können, die für jeden Profi oder ambitionierten Darter gelten. Für die einen ist ein Management eine Lebenschance, für andere unnötig ausgegebenes Geld. Die großen Stars der Szene werden aber wohl alle nicht ohne auskommen wollen.

[kb]

Foto-Credit: PDC/Lawrence Lustig

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Quelle: dartn.de

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