Dartoids Welt Nr. 275 – Federal Express hat meine Darts gestohlen

Dartoids Welt Nr. 275 – Federal Express hat meine Darts gestohlen

Manches ergibt einfach keinen Sinn – zum Beispiel der Benzinpreis in Amerika.

Im vergangenen Jahr ist der Preis für eine Gallone Benzin um fast einen Dollar
auf über 3 Dollar pro Gallone gestiegen.

Dafür werden folgende Gründe genannt: der Bedarf der Chinesen, Hurrikan
Katrina, der Irakkrieg, ein möglicher weiterer Krieg im Iran, Probleme mit
einer undichten Pipeline in Alaska und weil George Bush ein Geldraffer ist. Letzten
Monat hat mich eine Tankfüllung für meinen Rasenmäher ungefähr
soviel gekostet, wie eine Tankfüllung meines Autos, als ich die High School
besuchte.

Dann sank der Benzinpreis plötzlich nach und nach wieder um rund 30 Prozent
auf rund 2 Dollar die Gallone, obwohl die für den Anstieg genannten Gründe
immer noch existierten, ja eher zwingender geworden waren. Ich sage Ihnen, das ist
einfach ein Rätsel.

Ein anderes Rätsel unserer Tage ist die Beziehung zwischen Darts und der Luftfahrtindustrie.
Obwohl noch nie jemand einen Dart schwingend ein Flugzeug entführt hat, gehen
die Fluglinien seit September 2006 verschärft nach ihrem langjährigen
aber meist missachteten Grundsatz vor, dass Darts "Gefährliche Wurfgeschosse"
sind. Seither ist es nur noch möglich ein Flugzeug mit einem Wurfgeschoß
in der Hose zu betreten.

Noch schlimmer ist es, das man seit dem Plan der englischen Terroristen nach Amerika
fliegende Flugzeuge mithilfe von Zahnpastatuben und Cola Dosen in die Luft zu jagen,
keine andere Wahl mehr hat (wenn man nicht all seinen Toilettenartikel in kleine
Tüten stecken möchte, damit auch jeder sie beim einchecken sehen kann)
als alles was man an Gepäck hat, einschließlich der Darts den Fluglinien
anzuvertrauen und damit zu riskieren, das es durchwühlt wird oder in der Dritten
Dimension verschwindet.

Aus diesem Grund habe ich, als ich kürzlich nach Bangkok flog, wie es viele
Darter machen

und wie auch ich es in den letzten Jahren immer gemacht habe, meine Darts mit Federal
Express vorausgeschickt. Bisher hat es immer funktioniert. Es gab nie Probleme.
Dieses Mal dachte ich, was soll´s, ich schicke meine Toilettenartikel und
ein paar Pillenschachteln im gleichen Paket mit.

Ich kam am Tag, nachdem der Karton hätte ankommen, sollen in Thailand an. Federal
Express hat ein Nachspürsystem und ich hatte den Weg meines Pakets von Tampa
nach Memphis und weiter über Anchorage, Subic Bay und schließlich Thailand
verfolgen können.

Daher wusste ich, dass meine Schachtel in Bangkok angekommen war. So gut ist dieses
Federal Express System.

Ich war bereit Darts zu werfen. Aber das Paket war nicht im Hotel. Das fand ich
zwar merkwürdig, aber nicht beunruhigend. Es war ohnehin fast Mitternacht als
ich ankam. In der Stadt war die Hölle los. Nachts gibt es in Bangkok ohnehin
Aufregenderes zu erleben.

Also ging ich schlafen.

Am späten Vormittag waren das Paket und die Darts immer noch nicht angekommen.
Ich ging in ein Internet Cafe und schaute beim Federal Express Spürsystem nach.
Ich erfuhr, das meiner Schachtel etwas zugestoßen war, was sich "Freigabe
Verzögerung" nannte.

Also schrieb ich eine E-Mail an Federal Express. Kurz nach zwölf ging ich zurück
ins Internet Cafe. Meine E-Mail war als nicht zustellbar zurückgekommen. Ich
überprüfte, ob ich die richtige E-Mail Adresse für den Kundendienst
in Thailand eingegeben hatte, die Adresse war richtig. Ich schrieb eine 2. Botschaft
und wartete 10 Minuten. Auch sie kam zurück.

Daraufhin ging ich ins Hotel und rief die örtliche Federal Express Nummer an.

Ich hatte ein Mädchen am Telefon, das sich nicht thailändisch anhörte.
Da ich ein freundlicher Mensch bin, sprach ich sie darauf an und sie bestätigte
es. Sie war aus Malaysia und arbeitete in einer malaysischen Telefonzentrale für
Federal Express. Ich fand das nicht gerade beruhigend, aber auch nicht ungewöhnlich.
Als ich ein paar Wochen zuvor meine Flüge verschieben musste und Expedia in
Atlanta anrief, war das Mädchen am Telefon in einer Telefonzentrale in Manila.
Die Probleme mit meiner Cingular Telefonzelle werden von einem Kundendienst in Indien
behoben. Es macht keinen Sinn. Ich wurde unruhig.

Ich erklärte mein Problem. Das Mädchen aus Thailand bot an, dem Kundendienst
von Federal Express in Thailand eine E-Mail zu schicken. Ich erwiderte, das hätte
ich bereits zweimal erfolglos getan. Sie meinte, ich solle eine halbe Stunde warten,
dann bekäme ich einen Anruf.

Nach 2 Stunden rief ich sie wieder an. Sie versprach noch eine E-Mail zu schicken.

Schließlich rief mich tatsächlich ein Herr Sarawuds von Federal Express
Thailand an. Ich erklärte ihm nochmals mein Problem. Er ließ mich 10
Minuten warten. Dann teilte er mir mit, mein Karton und meine Darts würden
vom Zoll zurückgehalten, weil der Inhalt nicht entsprechend ausgewiesen sei.
Er bat mich, ihm eine genaue Liste des Inhalts zu mailen, er würde mich zurückrufen.
Er gab mir seine persönliche E-Mail Adresse. Ich ging zurück zum Internet
Cafe und tat was man mir zu tun gesagt hatte.

Wieder vergingen 2 Stunde. Also telefonierte ich nochmals mit dem Mädchen in
Malaysia, die eine weitere E-Mail nach Thailand schickte. Nach einiger Zeit erhielt
ich einen Anruf von Frau Sarawueh von Federal Express. Sie wusste weder von meiner
Unterhaltung mit Herrn Sarawuds noch von meinem E-Mail. Frustriert bat ich sie,
mit ihrem Vorgesetzten verbunden zu werden, worauf sie erwiderte, sie wäre
der Vorgesetzte. Also erklärte ich mein Problem von neuem.

Sarawueh erläuterte mir, dass ich einer bestimmten Vorgehensweise folgen musste,
um mein Paket zu bekommen. Weil Tablettenröhrchen in der Schachtel waren, müsse
ich einen Brief meines Arztes vorlegen um zu beweisen, dass die Pillen für
den persönlichen Gebrauch waren und ich nicht damit handeln wolle. Sie erklärte
mir weiter, dass ich, um das Ganze abschließen zu können meinen Pass
3 bis 5 Tage dem Zoll überlassen müsse. Freundlich bot sie mir an, jemanden
von Federal Express vorbeizuschicken um den Pass abzuholen.

Es gibt eine Reihe von Dingen, die man in Ländern wie Thailand nicht tun sollte.
Gleich an zweiter Stelle, direkt hinter "beleidige den König nicht",
steht "Lass Deinen Pass nie aus den Augen". Also versuchte ich mein Temperament
zu zügeln und erklärte so höflich wie möglich, in dem Paket
wären nur gewöhnliche Toilettensachen, Arzneimittel, die ich benötige
und ein Set Darts – die der Grund dafür waren, dass ich mir überhaupt
ein Flugticket gekauft hatte und rund um die Welt geflogen war – nämlich um
Dart zu spielen und darüber zu schreiben. Ich sagte ihr auch, dass ich Federal
Express benutze, weil es für meinen Seelenfrieden besser war, ihre Dienste
in Anspruch zu nehmen, als in diesen Tagen die Sachen einzuchecken und damit zu
riskieren, dass sie für immer im Laderaum eines Flugzeuges verschwanden.

Ich appellierte an sie: "Sie erhalten jeden Tag Hunderte von Paketen. Sie können
doch nicht alle aus solchen Gründen zurückgehalten werden. Sie müssen
das doch mit dem Zoll abklären können, Sie sind Federal Express. Kann
ich nicht bitte wenigstens meine Tabletten und meine Darts bekommen?" Sie sagte,
sie würde es versuchen und zurückrufen.

Eine Stunde später, kurz vor fünf und damit kurz vor Dienstschluss bei
Federal Express läutete mein Telefon.

Sarawuds war daran, mit dem ich zuerst gesprochen hatte. Sarawueh hatte ihn gebeten
anzurufen, weil sein Englisch besser war – ein sicheres Zeichen für schlechte
Nachrichten.

Er erzählte mir das Gleiche noch einmal und fügte hinzu, es gäbe
keine Möglichkeit den Ablauf zu ändern. "So ist das Gesetz"
ermahnte er mich. Ich hatte ein ärztliches Zertifikat und meinen Pass vorzulegen.

An diesem Punkt – nun schon zwei Tage nach dem von Federal Express USA garantierten
Zustellungstermin meines Pakets, verlor ich die Geduld.

"Zehntausende von Gepäcktaschen mit Zahnpasta, Mundwasser und Rasiercreme
passieren jeden Tag den Flughafen und der Zoll unternimmt nichts. Thailand genießt
den schlimmen Ruf, sämtliche Augen beim Import von gefährdeten Pflanzen
und Tieren aus Afrika und dem Export nach Korea und Vietnam zuzudrücken – und
Federal Express will mir weismachen, dass ich, wenn ich wegen meiner Tabletten gegen
Sodbrennen keine Bestätigung von meinem Arzt vorlegen kann und meinen Pass
nicht abgebe, meine Toilettensachen und meine Darts nicht zugestellt bekomme! Das
ist doch absurd!

Stellen Sie sich vor, ich wäre Tiger Woods und hätte Schwierigkeiten mit
dem Herz. Nehmen Sie an, ich hätte meine Golfschläger und meine Tabletten
Federal Express anvertraut – weil ich die Tabletten zum Überleben und die Schläger
für das Thailand Open brauchen würde. Wollen Sie mir wirklich klarmachen,
auch dann könnten Sie nichts machen? Können Sie nicht den Zoll bitten,
das Paket zu scannen oder zu öffnen um sich davon zu überzeugen, das weder
Gewehre noch Sprengstoff darin sind?"

"Können Sie denn nicht verstehen, dass wir diese lächerliche Unterhaltung
gar nicht führen müssten, wenn ich den Karton einfach mit meinem Gepäck
eingecheckt hätte?"

Alles was er antwortete war: "So ist die Vorschrift. Ich muss sie befolgen."

Ich gab auf. "Dann schicken Sie das blöde Paket doch zurück"
sagte ich.

"Dafür brauche ich eine Vollmacht der Person, die das Paket aufgegeben
hat", sagte er.

"Aber das bin doch ich! Ich habe es an mich selbst geschickt!"

"Nehmen Sie Kontakt mit Ihrem Büro in Amerika auf, lassen Sie sich die
Unterschrift geben. Holen Sie sich die Vollmacht, den Karton zurückzuschicken"

"Aber ich bin hier! Ich bin in Bangkok. Ich bin die Person, mit der Sie sich
den ganzen verdammten Tag unterhalten haben! Ich sage Ihnen, schicken sie das Paket
zu mir zurück!"

Dann fragte er mich etwas Überraschendes. Er fragte mich, ob ich für die
Kosten der Rücksendung aufkommen würde.

"Warten Sie", sagte ich. "Wollen Sie mir wirklich erzählen,
dass nach diesem Theater, nach Ihrer, nach der Unfähigkeit von Federal Express
die Auslieferungsgarantie einzuhalten oder irgendeinen Kompromiss mit dem Zoll einzugehen
– sie von mir erwarten für die Rücksendung des Pakets auch noch zu zahlen?
Das kann doch nur ein Witz sein."

Es war aber keiner. So sagte ich. "Also gut, tun Sie, was Sie tun müssen".

Aber ich drohte ihm, obwohl ich die Drohung wohl nicht wahr machen kann. "Ich
kann nur sagen, ich finde das Ganze erstaunlich. Ich zahle Federal Express für
die Zustellung eines Pakets und kaufe mir ein Flugticket, in der Erwartung auf Grund
der Federal Express Garantie, das ich hier in Asien vorfinden würde, was ich
für meine Geschäfte brauche. Federal Express kann diese Garantie nicht
erfüllen und nun soll ich auch noch die Rücksendung zahlen. Was mich betrifft
schulde ich Federal Express nichts. Federal Express schuldet mir die Gesamtkosten,
die Kosten für das Paket, das durch die Welt und zurück geschickt wird
– und die Kosten für den sinnlosen Flug und die Hotelrechnung."

So war das und ich muss noch einen Brief an die Idioten von Federal Express schreiben.

Am Abend traf ich Freunde aus der Sukhumvit Dart Liga und kaufte einem ein gebrauchtes
Dartset ab. Wir waren in verschiedenen Kneipen im Washington Square Viertel der
Stadt und trotz eines unglaublichen Sodbrennens habe ich durchgehalten.

Nachdem die letzt Kneipe geschlossen wurde und wir auf die Straße hinausschwankten
um ein tuk-tuk herbeizuwinken, erspähten wir in einer Seitenstraße einen
Federal Express Lieferwagen. Er parkte vor einem Massagesalon.

Scheißkerle.

Ich bin wieder zuhause und natürlich habe ich meine Darts noch immer nicht
zurückbekommen.

Vor Ort
Dartoid

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