Dartoids Welt Nr. 303 – Hairspray !!!
Ich geb es ja zu— ich habe keine Ahnung von Kinofilmen und
Musik, aber das ist
mir egal. Wenn ihr mir die Wahl lasst, am Freitagabend zu einem
Musical ins Theater
zu gehen oder mir einen Six Pack zu schnappen und Thrilla in Manila
zum 100.Mal
in ESPN Classic zu sehen, ich werde mit Sicherheit die Couch
wählen.
Aber ich gebe auch zu, und geniere mich kein bisschen dafür,
dass ich, wie
jedes dreizehn jährige Mädchen in diesem Land, nach „Tanzen mit den
Stars“,
„So you think you can Dance“ und „American Idol“ süchtig bin und
dass, obwohl
ich keine Ahnung habe worum es eigentlich geht. Ich liebe Talent
Shows. Immer schon.
Ich glaube, ich habe die „Ed Sullivan Show“ kein einziges Mal
versäumt und
meiner Ansicht nach gab es nie etwas Besseres als “Showtime at the
Apollo“.
Deshalb habe ich, als ich hörte, dass der alte Film „Haarspray“
neu verfilmt
werden sollte, gleich angefangen zu sparen. Heutzutage kann man
sich ja für
den Preis einer Tüte Popcorn einen Kleinwagen kaufen, aber jede Ehe
braucht
ab und zu etwas Extravagantes. So warfen meine Frau und ich also
unser Geld zum
Fenster hinaus—wir gingen in ein vollständig ausverkauftes Kino um
die Premiere
des neuen „Haarsprays“ zu sehen, leisteten uns zwei Tüten Popcorn
und verbrachten
einen unvergesslichen Abend.
Basierend auf John Waters Kult-Klassiker von 1988 auch mit dem
Titel Haarspray ist
der Film ein großer Spaß für die ganze Familie Er ein wichtiges
Anliegen hat, die Handlung steigert sich zu einem enormen Höhepunkt
und schlägt
das Publikum in ihren Bann. Seit 1978, als ich mir „Animal House“
anschaute, bei
dem das Publikum anfing zu singen und zu tanzen als die „Isley
Brothers“ „Shout“
aufführten habe ich keine ähnliche Reaktion beobachten könne,
wie
am Ende von „Haarspray“.
Ich hatte es fast erwartet. Ernsthaft, wenn man zwei Stunden
lang John Travolta
als Edna Turnblad (im Original vom Transvestiten Devine gespielt)
in einem riesigen,
dicken Fettanzug hat herumwatscheln sehen, gibt es wohl niemanden
mehr, der nicht
einen Auftritt wie vom guten alten Danny Zuko oder Toby Maneo
erwartet. Als dieser
kam, und zumindest etwas Ähnliches kam —wie gut kann ein als 300
Pfund schwere
Frau verkleideter Mann tanzen—machte es uns sprachlos.
Nicht erwartet hatte ich die Darts. Davon erzähle ich gleich mehr…
Die Geschichte spielt 1962 in Baltimore. Sie handelt von einer
Gruppe Jugendlicher
die verrückt sind nach der Corny Collins Show, einer amerikanischen
Tanz-Show
(als Vorbild dient die alte Buddy Dean Show). Im rassegetrennten
Baltimore ist es
schwarzen Jugendlichen nicht erlaubt, an solchen Shows
teilzunehmen, auf keinen
Fall zusammen mit Weißen. Und natürlich haben nur hübsche weiße
Jugendliche eine Chance, keine dickes Mädchen wie Tracy Turnblad
(gespielt
vom neuen Star Nikki Blonsky und ursprünglich von Ricki Lane). Aber
natürlich
kann sie tanzen.
Einmal im Monat hält Corny Collins (gespielt von James Marsden)
als Integrationshilfe
seine Show „Negro Day“ im Fernsehen ab, bei der schwarzen
Jugendlichen vor Kameras
tanzen dürfen. Motormouth Maybelle (gespielt von Queen Latifah)
legt die Platten
auf und sie hat Tänzer zu Gast, die sich besser bewegen als die
weißen
Kids.
Als eine der hübschen weißen Tänzerinnen eine "Neun-Monat
Pause"
braucht und Tracy den Wettbewerb um einen Platz in der Show gewinnt
(und über
Nacht berühmt wird), wird ihr schnell klar, wie unfair es zugeht
und sie tut
sich mit ihren schwarzen Freunden, die sie vom Nachsitzen kennt
(einschließlich
des phänomenalen Talents Elija Kelley, der "Seaweed“ spielt) und
Motormouse
Maybelle zusammen, um aus"Negro Day" eine tägliche Show werden
zu
lassen und die Rassentrennung zumindest in Corny Collins Show zu
beenden.
Dann kommt die Szene, in der die schwarzen Jugendlichen an ihrem
Treffpunkt von
Motormouth Maybelle darüber informiert werden, dass "Negro Day"
abgesetzt
wird. Sie planen einen Protestmarsch zum Fernsehsender. Es ist, wie
ich denke, eine
entscheidende Szene, eine Schaltstelle der Handlung, als Tracy und
einige ihrer
Freunde beschließen das zu tun, was sie für richtig halten.
Genau in diesem Moment entdeckte ich das Dartboard an der Wand.
Ich schrie auf: "Dartboard" und meine Frau boxte mich.
"Du schreist!" flüsterte sie hörbar.
"Aber dort ist ein Dartboard – dort auf der Leinwand! Im Film!
Es wirft jemand
darauf! Siehst Du, der im roten T-Shirt! Ich glaube es ist Bill
Bell! Er ist es
wirklich! Schau doch, genau dort!"
Das passiert mir immer. Wenn ich eine Show im Fernsehen oder ein
DVD verfolge und
ich sehe ein Dartboard, muss ich das einfach sagen. "Dartboard"
brülle
ich und meine Frau schaut mich voller Verzweiflung an. Ich weiß
wirklich nicht,
warum sie mich behält.
Meistens hängt das von mir erspähte Dartboard nicht in der
richtigen Höhe,
oder es ist neben einer Couch eingeklemmt oder an einer unmöglichen
Stelle
angebracht, so dass höchstens eine Miniaturausgabe des Zauberers
von Oz bequem
darauf zielen könnte. Schon seit Jahren erzähle ich meiner Frau,
ich könnte
in Hollywood als Berater der Fernseh – und Filmproduzenten
Millionen verdienen,
wenn ich ihnen Ratschläge erteilen dürfte, wie sie die Dartboards
in ihren
Produktionen richtig aufhängen könnten.
Ich hielt meinen Mund und kaute mein teures Popcorn.
Nach ein paar Minuten hielt ich es nicht mehr aus. "Marylou",
flüsterte
ich "ich glaube, sie haben da Mist gebaut – ich glaube nicht, dass
es 1962
in Baltimore schon Bristle Boards gegeben hat".
"Jetzt schau doch einfach zu", war ihre Antwort.
Das tat ich dann auch. Und ich kann "Haarspray" wirklich nur
empfehlen.
Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern ohne Darts in den
Händen jemals
einen so unterhaltsamen Abend verbracht zu haben.
Aber mir ging das Dartboard nicht mehr aus dem Kopf. Gleich am
nächsten Tag
fing ich an herumzutelefonieren und E-Mails zu verschicken. Hatten
die Produzenten
Mist gebaut oder gab es tatsächlich in Baltimore vor 45 Jahren in
der Regierungszeit
J.F. Kennedys schon eine Dartszene?
Ich fragte bei einigen Veteranen nach, die dort Anfang der
siebziger Jahre geworfen
hatten.
Ich nahm Kontakt zur Howard County Dartgesellschaft (Barbara
Borowy), zur Baltimore
City English Dart League (Wayne Grob) und auch zu Daren Parzow von
der Washington
Area Dart Association auf. Ich fragte George Silberzahn, den
Verfasser von "How
to Master the Sport of Darts", Dan Peek, Autor von "To the Point –
Dartgeschichte
Amerikas" und sogar den englischen Dr.of Darts, Patrick
Chaplin.
Die Antworten, die ich bekam reichten von (von einem der
Veteranen) "ganz bestimmt
gab es 1962 keine Bristle Dart Boards in Baltimore, vielleicht
amerikanische Boards,
aber keine Bristle Boards" bis zu (von einem Liga Chef) "nun, ich
bin
etwas zu jung um es aus eigener Erfahrung wissen zu können, aber es
gab so
viele Gegenden mit Bars an jeder Ecke zu der Zeit, dass man
eigentlich davon ausgehen
muss, dass es auch Bars mit Dartboards gab" und schließlich der
folgenden
Antwort von Peek: "Meine Antwort lautet ja, es kann durchaus sein,
es ist sogar
sehr wahrscheinlich, dass es 1962 in einer oder mehreren Bars in
Baltimore ein britisches
Dartboard gegeben hat. Wahrscheinlich in einer Bar, die einem
englischen oder irischen
Einwanderer gehörte oder einem Amerikaner, der während des zweiten
Weltkriegs
einige Zeit auf den britischen Inseln verbracht hat. In den
größeren
amerikanischen Städten an der Ostküste wurden Pubs mit britischen
Dartboards
in den Jahren nach dem Krieg immer häufiger. Einer der am frühesten
dokumentierten
britischen Pubs, "The Guardsman", lag an der Lexington Avenue in
New York.
Nach einem Artikel des Philadelphia Evening Bulletins von 1967
gehörte er einem
amerikanischen Soldaten namens Gromley, der während des Kriegs
Verbindungsoffizier
bei der britischen Armee war und dort Dart spielen gelernt hatte.
Er hatte den Pub
1950 eröffnet. Wie die Zeitung weiter berichtete, nagelte Gromley,
sobald er
seine Ausschankgenehmigung erhalten hatte, als erstes sein
Dartboard an die Wand,
als. Man kann wohl davon ausgehen, dass es in den meisten größeren
Städten
an der amerikanischen Ostküste mindestens einen Pub oder Klub gab,
in dem britische
Darts gespielt wurden".
Da habt Ihr es, es ist ganz klar, dass ich entweder Recht hatte oder auch nicht!
Wie auch immer, den Film "Haarspray muss man gesehen haben. Die
Neuverfilmung
mit den bereits erwähnten Schauspielern sowie Michelle Pfeiffer,
Christopher
Walken, Amanda Byness, Brittany Snow, Jerry Stiller und Zac Efron
ist in jeder Hinsicht
sensationell, sogar besser als das Original (und damals hat Pia
Zadora mitgespielt!)
Ich wäre überrascht, würde John Travolta dafür keine Oskar
Nominierung
erhalten. Ich garantiere, dass Ihr beim Finale mittanzen werde.
Und dann gibt es ja auch noch dieses verflixte Dartboard an der
Wand bei Motormouth
Maybell, egal ob es so eines damals schon gab oder nicht! Und Bill
Bell trifft das
Doppel!
Ihr solltet Euch das anschauen!
Vor Ort
Dartoid
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