WM Tagebuch - Teil 1 - Vorbereitungen

Im Oktober 2012 habe ich bereits im Rahmen der Abschlussfahrt meines Leistungskurses Englisch London besucht. Mir war damals schon klar, dass ich irgendwann zur PDC-Weltmeisterschaft wiederkommen würde. Gut drei Jahre später erfüllt sich dieser Traum nun endlich. Am kommenden Freitag (18. Dezember) hebe ich aus Stuttgart ab in Richtung Großbritannien und werde bis einschließlich dem 22. Dezember die WM vor Ort erleben. Im ersten Teil dieses WM-Tagebuches geht es darum, wie ich mir diese Reise ermöglicht habe.

Der erste Anfang wurde Ende Juli gemacht. Aus meinem Urlaub in der Niederlande hatte ich mit Michael Rasztovits Kontakt und fragte ihn, ob es möglich wäre, ihn beim Finale der Super League Eastern Europe, wo ja bekanntlich ein WM-Startplatz ausgespielt wird, Mitte November zu begleiten. „Rasto“, den ich mittlerweile schon bestimmt drei Jahre kenne, sagte zu und ich buchte einen Flug in Richtung Wien. „Du gewinnst die Super League und dann fliegen wir gemeinsam nach London zur WM“, habe ich in dieser zeit immer wieder mit einem Augenzwinkern zu ihm gesagt. Darauf meinte er: „Ja, so machen wir es.“

14. November, irgendwann nach 18:00 Uhr in Eisenstadt: Rasto führt im Finale der Super League 9:7 gegen Boris Krcmar, nur noch ein Leg bis zur WM. Das 17. Leg hat er mit 180, 140 und 69 eröffnet und es bleiben nur noch 112 Rest übrig. Ich drehe mich nach rechts zu Roxy-James Rodriguez und frage ihn: „Macht er das zu?“ „direkt mit den ersten drei“, antwortet er mir. Rastos erster Dart ist in der Treble 20, der zweite in der einfachen zwölf und mit dem dritten trifft er die Doppel 20. Ich brauche nur Bruchteile von Sekunden, um zu begreifen, was da gerade passiert ist. Rasto ist bei der Weltmeisterschaft, er hat so lange darauf hingearbeitet, musste mit so vielen Wiedrigkeiten kämpfen und jetzt hat er sich sein ganz eigenes Märchen erfüllt. Dann springe ich auf und wenig später fallen wir uns in die Arme. Einer der emotionalsten Momente, die ich je erlebt habe. Das zeigt sich besonders darin, dass ich gar nicht weiß, wie ich meiner Freude Ausdruck verleihen soll.

Zwei Tage später dann ein kleiner Wermutstropfen: Rasto teilt mir mit, dass es schwierig wird, mich als Begleitperson zur WM mitzunehmen. Er darf nur drei Begleitpersonen mitbringen und bei einem solchen Großereignis will natürlich die Familie mit dabei sein. Ähnlich verhält es sich auch bei Mensur Suljovic und Rowby-John Rodriguez. Es muss ein Plan B her. Den finde ich nur ein paar Stunden später: Durch meine Arbeit bei „Dart ist kein Wirtshaussport“ besteht doch bestimmt die Möglichkeit, als Pressevertreter in den Alexandra Palace zu kommen. Aufgrund meiner Sehbehinderung brauche ich allerdings auch eine Begleitperson. Also erstmal jemanden finden, der relativ spontan bereit ist, nach London zu fliegen und sich mit mir die WM antun möchte.

Mein guter Freund und Partner bei „Dart ist kein Wirtshaussport“ Florian Rahstorfer muss mir leider absagen und auch mein Vater teilt mir mit, dass er keinen Urlaub mehr in diesem Jahr bekommt. Dietmar Schuhmann, Obmann vom DC Darts-Control in Wien schlägt mir vor, Florian Haider zu fragen. Mit ihm leite ich die Facebook-Gruppe „Österreichische Dartspieler bei der PDC“, wir arbeiten also schon länger virtuell zusammen. Bei meinem Besuch in Wien Mitte November haben wir uns persönlich kennen gelernt und auf Anhieb sehr gut unterhalten. Ich schreibe ihn an und bekomme ein oder zwei Tage später eine erste positive Antwort. „Es geht nicht darum, ob ich mitkommen will, es ist keine Frage, dass ich dich sehr gerne begleiten möchte! Es ist nur die Frage, wie ich das realisiere, aber ich werde alles tun, dass es klappt.“

Während ich auf Flos Antwort warte, versuche ich mir einen Kontakt zur PDC zwecks einer Akkreditierung als Medienvertreter zu organisieren. Auf der Website finde ich allerdings nur das allgemeine Kontaktformular, was ich schon in der Vergangenheit das ein oder andere Mal erfolglos benutzt habe. Patrick Exner von dartn.de ist schließlich die Rettung und lässt mir die Kontaktdaten vom Mediendirektor der PDC, Dave Allen, zukommen. Ich schreibe Dave also an und frage ihn auch, ob ich eine Begleitperson mitbringen kann. Kurz darauf sagt mir Flo definitiv zu und damit habe ich schon mal eine Sorge weniger. Eine Woche später erhalte ich endlich eine Mail von Dave Allen. Darin teilt er mir mit, dass ich gerne mit einer Begleitung zur Weltmeisterschaft kommen kann. Es wird also alles immer konkreter und realer.

Am 03. Dezember, einen Tag nach Veröffentlichung des Spielplans, bekomme ich ein Formular zur Akkreditierung zugeschickt. Das fülle ich umgehend aus und sende es an Dave zurück. Dann passiert erst einmal zehn Tage nichts. Inzwischen habe ich zusammen mit Flo bereits die Flüge und ein Hotel gebucht und werde ein Bisschen unruhig. Die erste Mail von Dave klang sehr positiv und auch von Leuten, die schon mit der PDC zu tun hatten wird mir mitgeteilt, dass ich quasi schon eine mündliche Zusage bekommen habe und es mit der Akkreditierung auf jeden Fall klappen wird.

Drei Tage vor Beginn der WM frage ich vor lauter Unruhe und Unsicherheit noch einmal nach, ob das Formular angekommen ist und alles klar geht. Umgehend schreibt mir Dave zurück, entschuldigt sich für die lange Wartezeit und teilt mir mit, dass meine Akkreditierung in Ordnung ist und ich ruhigen Gewissens nach London fliegen kann. Nun kann wohl wirklich nichts mehr schief gehen und die Vorfreude steigt aktuell stündlich in ungeahnte Höhen. Es ist der Wahnsinn, im Ally Pally dabei sein zu dürfen. Ich werde alles geben, um den daheim gebliebenen mit ausführlichen Berichten und vor allem vielen Spieler-Interviews die WM ins eigene Wohnzimmer zu bringen. In den nächsten Tagen wird der Koffer gepackt, am Donnerstag treffe ich mich mit Flo und wir werden gemeinsam den ersten WM-Abend im TV verfolgen. 24 Stunden später sind wir dann selbst mittendrin.

 

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