Toni’s Kolumne Nr. 11 – Las Vegas & Ich – das Ende einer Liebesbeziehung
Bisher gab es an die Spielerstadt in der Wüste von Nevada ja nur
gute Erinnerungen,
ich habe bereits darüber ja erzählt (s. Kolumne Nr. 7).
Dementsprechend groß meine Vorfreude, die sich leider nicht in
sportliche
Erfolge niederschlug. Trotzdem schütte ich das Kind nicht mit dem
Bade aus,
Las Vegas brachte auch wertvolle Erkenntnisse, die ich künftig zu
beachten
habe.
Am Anfang stand einmal eine sehr mühselige Anreise. Beinahe
zwölf Stunden
mit dem Zug nach Frankfurt, dann dieselbe Zeitspanne nach Las
Vegas, mit Zwischenstopp
in Philadelphia. Natürlich in den Verkehrsmitteln überall
Rauchverbot,
wie ja heute im Zeitalter einer modernen Gesundheitspolitik üblich,
für
mich ein wenig beunruhigend. In Las Vegas angekommen, machte mir
dann weniger die
Zeitumstellung, als vielmehr die Hitze zu schaffen. Über 40 Grad im
Schatten
zu meiner Ankunft, ich hätte vom Flughafen bis zum Hotel locker
fünfmal
die Wäsche wechseln können. Die Räumlichkeiten selbst im Hotel
„Excalibur“
waren aber – wie überall in Las Vegas – klimatisiert. So behaust,
erkundete
ich vorerst einmal die unmittelbare Umgebung, das ging sehr
einfach, es gibt dort
einen Shuttlebus und eine Tramway zwischen den einzelnen,
weitläufigen Hotelanlagen
die sich so zu riesigen Hotelkomplexen verschmelzen. So stand
Sightseeing, Shopping
& ein bisschen Schlemmen zumeist mit Michael Rosenauer
& Thorsten Brock von der GDC auf dem Programm.
Schließlich
gab es noch genügend Zeit bis zum ersten „Game on“ – Ruf,
rund 72 Stunden Möglichkeit sich zu akklimatisieren waren mehr als
nur ausreichend.
Natürlich warf ich in jener Phase auch meine ersten
transatlantischen Darts
seit beinahe 10 Jahren, noch zu Trainingszwecken. Da spießte es
sich am Anfang
mit der Organisation eines Practiseboard, aber auch dieses
Problemchen bekamen wir
rasch in den Griff.
Dann war es endlich soweit: Erster Spieltag in Las Vegas,
vorerst als „Warming
Up“ das „Las Vegas Players Championship“, wo bereits alle Asse
starteten. Da liefen sie mir alle wieder über den Weg, Leute wie
Phil
Taylor, Andy Hamilton (der mich
besonders freudig
begrüßte), Ronnie Baxter und wie sie
alle
heißen. Ein schönes Gefühl, von der Creme de la Creme meines
Sports
erkannt und gegrüßt zu werden, freilich wohlwissend, dass dieses
Verhalten
vorerst noch aus Höflichkeit und Symphatie, weniger noch aus
Respekt resultiert.
Den muss ich mir noch erarbeiten und wollte bereits in Las Vegas
einen Schritt weiterkommen.
Darüber aber abschließend mehr. Es begann in der Preeliminary ganz
gut
für mich, wenn ich mit meinem Gegner Steve Cusick Probleme hatte,
dann wegen
Schwächen beim Checkout. Der nutzte das aber nicht und so stand ein
glattes
3:1 letztendlich zu Buche, ich musste gegen Alan Caves
ran. Ich unterlag dem „Caveman“ in einer ganz engen Partie mit
2:3,
mit abermaligen Schwierigkeiten beim Finishen. Nun also war mein
erster Arbeitstag
recht flott zu Ende, schaute daher ein wenig den Kollegen auf die
Wurfhand. Sehr
beeindruckend Michael Rosenauer,
der das Alptraumlos
Raymond van Barneveld
sensationell löste
und die sich dadurch bietende gute Straße bis in das Semifinale
ausnützte,
wo er noch einige ganz starke Spieler überzeugend bog. Der Michi
zeigte uns
allen, was an einem guten Tag auch für mich und andere
Spitzenspieler der GDC
drinnen sein kann. Das wertet fraglos alle GDC-Wettbewerbe immens
auf. Leider haben
nur wenige Zuschauer Michis Leistungen würdigen können, es
herrschte an
diesem Tag noch schwacher Besuch, bei den GDC-Pro-Tours herrscht
regerer Andrang.
Das hängt vielleicht auch mit der Bewerbung zusammen, erst an den
letzten drei
Turniertagen der Classics war Werbung in Las Vegas wahrnehmbar.
Aber zurück zu meinem Turnierbericht, für den nächsten ersten
Quali-Tag
der „Desert Classics“ nahm ich mir sehr viel vor. Das Niveau vom
Turnier
am Vortag war nicht derartig hoch angesiedelt, dass es zur
Verzweiflung Anlass gab.
Der Start verlief optimal, gegen Niall Rooney spielte ich meinen
ersten PDC-Whitewash,
auch Dave Cameron konnte mir nur 2 Legs abnehmen. Das bedeutete
Einzug in das Boardfinale
– Gegner der Walliser Barry Bates.
Barry ist schon ein Kaliber, dessen war ich mir bereits vorher
bewusst. Dementsprechend
konzentriert ging ich ans Werk, kontrollierte den Gegner und führte
rasch mit
3:1. Auch im wohl vorentscheidenden 5. Leg konnte ich mir einen
Vorsprung herausarbeiten,
vergab allerdings vier Legdarts auf einen 4:1 – Vorsprung. Das
kostete Konzentration,
in der Folge änderte sich die Spielcharakteristik leider nicht
mehr: Ich treffe
die 60 und bin vorne- Barry checkt. Dieses Spiel bestätigte wieder
einmal den
alten Dart-Kalauer „Triple is funny, but double makes the Money“.
Der
Schreiber trug da mit seinem ständigen Gequatsche sicher auch sein
Scherflein
dazu bei, solche Störquellen zu ignorieren wird eines meiner
nächsten
Trainingsprojekte werden. Schade – an diesem zweiten Tag wäre
wesentlich mehr
drinnen gewesen, trotzdem versuchte ich mich nach dieser
Enttäuschung neu für
meine zweite Chance aufzurichten. Andy Beardmore hieß der Bursche,
einen Namen
den wir in den Ranglisten vergeblich suchen. Allerdings spielte der
US-Boy gegen
mich ganz starke Darts, nutzte seine Chancen und knockte mich so
trocken mit 5:2
aus dem Bewerb. Auch dort beherrscht man also das Werkzeug
ausgezeichnet, sportlich
war Las Vegas damit für mich gelaufen.
Da ich noch einige Tage an die Scholle gebunden war, versuchte
ich in dieser Zeit
endlich einmal ein wenig zu relaxen. Urlaub ist für mich ja
normalerweise ein
Fremdwort, da die fünf Wochen, die ein Arbeitnehmer in Österreich
zugestanden
bekommt, meinerseits beinahe durchwegs für Dartturniere draufgehen.
Ein wenig
am Pool herumliegen, ein bisschen die Seele baumeln lassen, soweit
es die Finanzen
zuließen etwas unternehmen – da bietet Las Vegas ja vielfältige,
wenngleich
auch kostspielige Möglichkeiten. Seit meinem letzten Aufenthalt
gingen die
Preise rapide in die Höhe und der derzeit tiefe Dollarkurs fängt
das nur
marginal auf. Ich sinnierte auch etwas über meine sportliche
Zukunft nach und
kam zu dem Entschluss, dass ich trotz unzufriedenstellender
Ergebnisse in den USA
weiterhin bei PDC-Turnieren starten will. Bei einer derartigen
Teilnehmerdichte
gehört auch eine gehörige Portion Hartnäckigkeit dazu, um
Erfolge
gewissermaßen auf Dauer zu erzwingen. Die Spielstärke selbst
schreckt
mich nicht, ich muss aber sicherlich im mentalen Bereich etwas
unternehmen, damit
der Ruf „Game Shot Toni Pein!“ in
Hinkunft
regelmäßig über die Lippen des Callers bzw. Schreibers kommt.
Ob
Las Vegas selbst auch 2009 eine Reise wert ist, muss ich mir noch
ganz genau überlegen.
Ich mache mir keinen Hehl daraus, dass die einstige Liebesbeziehung
zweifellos abkühlte
bzw. überhaupt erlosch. Punkte für die Weltrangliste gab es keine –
dafür
Ausgaben in exorbitanter Höhe trotz Sparwillens. Ich bereue meinen
Start aber
keineswegs – wer den Erfolg bei den ganz großen Turnieren erst gar
nicht sucht,
wird immer nur bestenfalls ein besserer Amateur bleiben.
In dieser Woche überprüfe ich meinen weiteren Turnierplan – da
kann ich
jetzt schon sagen, dass es Änderungen geben wird.
Bis zum nächsten Mal
Euer Toni
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Info: Mehr über Anton Pein gibt es auf seiner Webseite: www.peinanton.com
