Mensur Suljovic und die Premier League 2017: Der Versuch einer sachlichen Aufarbeitung

Mittwoch, 4. Januar 2017 17:00 - Dart News von dartn.de

Mensur Suljovic

Das Feld der diesjährigen Premier League steht und am 2. Februar fällt der Startschuss dazu in Newcastle. Erstmals hatte mit Mensur Suljovic ein deutschsprachiger Spieler gute Chancen auf eine Teilnahme. Der Wiener kletterte im vergangenen Jahr bis auf Platz acht der Weltrangliste. Am Ende hat es dennoch nicht gereicht. In den vergangenen Monaten wurde viel über diese Thematik geredet und spekuliert. Wir von dartn.de wollen an dieser Stelle die Ereignisse noch einmal aufarbeiten und Begründungen für diese Entscheidung der PDC liefern.

„Ich würde es lieben“

Begonnen hatte alles Anfang November. Suljovic hatte gerade das Finale der European Championship erreicht und auf dem Weg dorthin Phil Taylor sowie Peter Wright bezwungen. Auf seiner englischen Facebook-Seite, die sein Management für ihn betreibt, hieß es daraufhin: „Natürlich würde ich es lieben, in der Premier League zu spielen.“ Ein erstes Statement in Richtung Premier League lag damit also offiziell auf dem Tisch.

Ein Brief, der alles ändert

Etwa drei Wochen später kam plötzlich wieder Bewegung in diese Sache. Allerdings ging es in eine andere Richtung, als erwartet. Suljovic gab „Josh’s Dartistry“ ein exklusives Interview. Dort gab er an, der PDC einen Brief geschrieben zu haben. In diesem habe er darum gebeten, nicht zur Premier League eingeladen zu werden. „Ich habe darüber mit meiner Familie, meinen Freunden und auch mit meinem Management gesprochen. Danach habe ich entschieden, dass ich im Moment noch nicht bereit für die Premier League bin.“ Im Folgenden ging es unter anderem noch um den großen Reisestress, der mit einer Teilnahme an diesem Event verbunden wäre.

Das gesamte Interview kann hier weiterhin im Original online nachgelesen werden. Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass dort kein Übersetzungsfehler vorliegt. Dies wird bis heute von vielen vermutet!

Zur selben Zeit stieg auch ein österreichisches Darts-Portal in diese Berichterstattung ein. In einem eigenen „Magazin“ war ein Telefongespräch zwischen dem Redakteur und Suljovic abgedruckt. Auch dort sprach sich Österreichs Nummer Eins gegen eine Teilnahme an der Premier League aus. Das besagte Portal witterte hier wohl die Story des Jahres und wollte diese Informationen exklusiv verkaufen, nur wenige Stunden später verschwand das besagte Magazin jedoch wieder aus dem Netz. Es wurden bis heute keinerlei Gründe dafür offen gelegt.

Diese beiden Interviews lösten viel Wirbel und Aufruhr aus. Noch nie hatte ein Spieler eine Teilnahme an der Premier League in der Vergangenheit abgelehnt, noch dazu, bevor eine solche Einladung überhaupt ausgesprochen wurde. Die PDC war ebenso wenig erfreut über diese Veröffentlichungen wie auch Suljovics Management und seine Sponsoren. Wer an der Premier League teilnimmt, erhält neun garantierte TV-Auftritte zur Primetime und hat selbst mit einem letzten Platz 25.000 Pfund sicher. Eine bessere Vermarktung für einen Dartspieler gibt es nicht.

 

Die "Ente"

Mitte Dezember, kurz vor dem Beginn der Weltmeisterschaft, folgte eine neuerliche Kehrtwende. In einem Interview mit Spiegel Online erklärte Suljovic die bisher veröffentlichten Aussagen als „Ente“. „Natürlich würde ich gerne in der Premier League gegen die besten Spieler der Welt antreten. Ich habe aber auch Respekt davor, so lange Zeit von meiner Familie getrennt zu sein."

Eine Woche später äußerte sich „The Gentle“ auch gegenüber dartn.de positiv zu einer Teilnahme an der besten Liga der Welt. Alles im Rahmen eines Interviews nach seinem Auftaktsieg bei der WM gegen Ron Meulenkamp. „Wenn ich eingeladen werde, spiele ich zu 99 Prozent die Premier League.“

Hier noch einmal das Interview von Mensur mit dartn.de in voller Länge zum Nachhören:


Das Ende ohne Happyend

Letztendlich hat Suljovic,wie wir inzwischen wissen, keine Einladung für die Premier League 2017 erhalten. Auf der einen Seite ist sicherlich sein Brief an die PDC und das Interview mit „Josh’s Dartistry“ ein Grund dafür. Der beste Spieler aus dem deutschsprachigen Raum hat wohl nicht mit Absicht solch ein Durcheinander verursacht. Er wusste schlicht und ergreifend nicht, welche Folgen diese Dinge nach sich ziehen würden. Im Dezember kam zwar der Versuch, alles wieder in eine andere Richtung zu lenken, doch das Kind war hier schon in den Brunnen gefallen.

Auf der anderen Seite zeigte der sympathische Wiener zu wenig Konstanz in den großen TV-Turnieren. Natürlich gab es da auf der einen Seite das Finale bei der European Championship, was ganz klar für Suljovic spricht. Auf der anderen Seite ging es bei vielen anderen Major-Turnieren nicht über die letzten 16 hinaus. Kim Huybrechts, der am Ende Suljovic vorgezogen wurde, kann zumindest drei Viertelfinals und ein Halbfinale bei großen Turnieren vorweisen. Natürlich hatte Suljovic große Erfolge auf der Pro-Tour außerhalb vom TV. Über 100.000 britische Pfund wurden hier vom 44-jährigen eingespielt, darunter sein Turniersieg in Riesa. Für ein Show-Event wie die Premier League zählen aber vor allem Erfolge bei TV-Turnieren und die waren in den vergangenen zwölf Monaten zu selten vorhanden.

Es wäre eine schöne und nachvollziehbare Entscheidung gewesen, Mensur Suljovic zur Premier League einzuladen. Die PDC hat sich anders entschieden und damit muss man leben. Es gibt Gründe, die das Ganze rechtfertigen. Schafft es Suljovic 2017, konstant gute Ergebnisse auch im TV abzuliefern, kommt man 2018 wohl nicht mehr an ihm vorbei. Als „Trostpflaster“ hat der Eigentümer der PDC, Barry Hearn angekündigt, dass die Spieler, die nah an einer Teilnahme dran waren und es nicht geschafft haben, bei Events der World Series dabei sein werden. Ein Turniersieg dort wäre doch auch einmal ein interessanter Fingerzeig.

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Quelle: dartn.de

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