
Bei der European Q-School in Niedernhausen hat sich Zoran Lerchbacher über die Punkterangliste die Tourkarte zurückgeholt. Damit wird der Österreicher in sein sechstes Jahr auf der Tour der PDC gehen. Im Interview mit Dartn.de spricht er über den Neustart nach einem Jahr Wettkampfpause, seine Turnierpläne, die Ziele für die Saison und World Cup-Ambitionen.
Das Interview mit Zoran Lerchbacher
Dartn.de: Zoran, du
hast nach einem Jahr Pause die Karte wieder. Wie war das Comeback
nach so langer Turnierpause?
Lerchbacher: Der
Hunger ist wieder da und es hat Spaß gemacht, wobei ich natürlich
nicht wusste, wo ich stehe. Aber man hat schnell gesehen, dass ich
nichts verlernt habe und das hat mir natürlich auch geholfen. Ich
war froh, dass es wieder weitergeht und bin sehr zufrieden mit der
Q-School.
Dartn.de: Wie hast du
die Bedingungen in Niedernhausen empfunden, die ja doch anders
waren, als zum Beispiel noch 2019?
Lerchbacher: Die PDC
hat das gut gemacht, das Konzept vor Ort hat funktioniert und wir
sind alle froh, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, solche
Turniere zu spielen. Es war etwas ungewohnt, dass ich die Maske die
ganze Zeit tragen musste, außer wenn ich am Board war, oder etwas
gegessen oder getrunken habe. Am ersten Abend hatte ich dann auch
Kopfschmerzen, aber danach kam ja eine Pause für mich und dann habe
ich das in den Griff bekommen.
Dartn.de: Du bist
direkt am ersten Tag der Vorqualifikation durchgekommen und hattest
dann zwei Tage Pause. Wie schwierig war das für dich?
Lerchbacher: Das hat
mir nichts ausgemacht, weil ich nach so langer Pause einfach geil
aufs Spielen war. Deshalb habe ich auch an den freien Tagen vier
oder fünf Stunden trainiert. Ich hatte zwar ein Board auf dem
Zimmer, aber unten im Hotel gab es einen gut beleuchteten Practice
Room und den habe ich dann auch regelmäßig genutzt.
Dartn.de: Was war der
Schlüssel, dass es an den ersten beiden Tagen der Final Stage mit
sieben Punkten für die Rangliste gut gelaufen ist und was war an
den beiden restlichen Tagen anders?
Lerchbacher: Ich habe
es Sonntag und Montag in vielen wichtigen Momenten geschafft, meine
Chancen zu nutzen. Da waren mehrere wirklich gute Spiele dabei und
auch, wenn die Averages mal niedriger waren, habe ich es geschafft,
die meisten Matches zu gewinnen. Am dritten Tag hat mich dann in
der dritten Runde ein Zuschauer abgelenkt und da musste dann auch
die Security eingreifen. Am letzten Tag habe ich einen starken
Gino Vos
in der ersten Runde erwischt und bin nicht richtig ins Spiel
reingekommen. Am Ende war dann auch die Kondition ein Thema, weil
es schon anstrengend ist, über einen so langen Zeitraum auf aller
höchstem Niveau zu spielen. Hinzu kam, dass ich meine Schuhe, die
ich bei der PDC an habe, ein Jahr nicht mehr getragen hatte und
mich erst einmal wieder daran gewöhnen muss. Irgendwann hatte ich
deshalb auch Schmerzen am Knöchel. Insgesamt habe ich aber das
Beste rausgeholt und freue mich jetzt auf die kommenden
Turniere.
Dartn.de: Wie sehr
hast du nach deinem frühen Ausscheiden am letzten Tag noch
gezittert, ob es tatsächlich zur Tourcard reicht?
Lerchbacher: Es gab
Spieler, die sich gewundert haben, dass ich überhaupt noch spiele.
Ich habe aber gesagt, dass ich noch nicht zu 100 Prozent durch bin
und deshalb wollte ich auf jeden Fall antreten. Als ich dann gegen
Gino Vos verloren hatte, habe ich mir dann aber keine großen
Gedanken gemacht und bin anschließend nach Hause gefahren.
Dartn.de: Wie sehen
jetzt deine Pläne aus? Wirst du bei den ersten Turnieren der
Super Series und bei den UK Open dabei sein? Hast du vor,
alle Turniere in den kommenden zwei Jahren zu spielen?
Lerchbacher: Die
ersten Players Championships spiele ich auf jeden Fall und danach
bleibe ich auch für die UK Open direkt in England. Grundsätzlich
habe ich vor, alle Turniere zu spielen, aber gerade mit Corona weiß
man natürlich nicht, was da dieses Jahr noch kommt. Vielleicht
machen sie ja in England noch mal vier Wochen alles zu. Insgesamt
ist durch die aktuelle Ausnahmesituation auch vieles teurer
geworden und ich hoffe da schon auch auf Unterstützung von
Sponsoren. Es sind aber auch Rücklagen da und erst einmal habe ich
geplant, überall mit dabei zu sein.
Dartn.de: Was hast du
dir für die ersten Turniere der Super Series vorgenommen?
Lerchbacher:
Natürlich muss ich erst einmal wieder reinkommen, aber ich will
schon von Anfang an Gas geben. Ich möchte gerne beim World Cup wieder für Österreich spielen und wer weiß,
wann da der Cut ist. Deshalb wäre es nicht schlecht, schon früh
entsprechend Preisgeld zu sammeln.
Dartn.de: Du hast
deine Pause ohne Tourkarte dazu genutzt, deinen Dartshop auszubauen
und ein Gasthaus mit deiner Lebensgefährtin zu eröffnen. Kannst du
das alles mit deinen Reisen als PDC-Profi unter einen Hut
bringen?
Lerchbacher: Ja, da
bin ich guter Dinge. Für das Lokal werden wir noch jemanden
einstellen müssen, aber ansonsten ist das alles bei meiner Frau in
guten Händen. Sie kümmert sich dann auch um den Shop, so dass ich
mich voll aufs Dartspielen konzentrieren kann, wenn ich bei
Turnieren bin.
Dartn.de: Gerade in
deinem letzten Jahr als Tourcard-Holder ist es nicht so gut
gelaufen. Was kannst du daraus für die Zukunft mitnehmen? Wirst du
etwas anders machen?
Lerchbacher: Ich
möchte in Zukunft nicht mehr so viel negatives in meine Spiele
mitnehmen, mich nicht mehr von außen beeinflussen lassen. Ich muss
mich auf mich selbst konzentrieren und in den wichtigen Momenten
voll da sein. Das Scoring ist gut und ich bin auch keiner, der so
sehr auf die Averages schaut. Bei der Q-School gab es ein paar
Legs, wo zu viele Scores um die 40 dabei waren, aber das ist kein
prinzipielles Problem. Die Doppel können allerdings noch besser
sein und daran möchte ich arbeiten. Das heißt nicht, dass ich
insgesamt mehr trainieren möchte, denn man kann sich auch
überspielen. Insgesamt steht das mentale im Vordergrund.
Dartn.de: Was sind
deine Ziele für die kommende Saison? Steht die WM-Quali über
allem?
Lerchbacher: Ja, die
WM ist ein
großes Ziel und ich möchte mich so schnell wie möglich unter die
Top 64 spielen. Den World Cup habe ich ja schon angesprochen. Der
Rückstand auf Harald Leitinger ist nicht so groß, aber man
muss auch erst einmal schauen, wie viel er sich weiterentwickeln
konnte und wie sehr er aus seinem ersten Jahr gelernt hat.
Dartn.de: Anfang 2018
warst du in der Weltrangliste nah an den Top 50 dran, das war
gleichzeitig deine höchste Platzierung. Kannst du dort wieder
hinkommen?
Lerchbacher: Ja, das
halte ich schon für realistisch. Das Jahr Pause hat mir gut getan
und die Motivation ist voll da. Das ist sehr wichtig und wenn ich
dann noch konsequent meine Chancen nutze, kann es weit gehen. Wenn
der Gegner einen 123er Average spielt, kann man natürlich wenig
machen. Ansonsten bekommst du aber immer deine Chancen und da muss
ich dann zur Stelle sein.
Weitere Informationen:
Alle Infos zu Zoran Lerchbacher gibt es in seinem [Spielerprofil]
Foto-Credit: PDC/Lawrence Lustig
[kb]

