
Vor wenigen Wochen feierte Florian Hempel nach vielen knapp verpassten Qualifikationen bei den Dutch Darts Masters in Zwolle sein European Tour Debüt. Dabei überzeugte der Kölner mit einem 6:0-Erstrundensieg über Ryan Harrington und auch gegen Simon Whitlock war Hempel nicht chancenlos. Im Interview mit dartn.de spricht Hempel über seine bisherige Karriere und seine Ambitionen für die Zukunft.
Dartn.de: Etwa fünf Wochen sind seit deiner
ersten Teilnahme auf der European Tour und deinem
Einzug in die zweite Runde dort vergangen. Wie ordnest du diesen
Erfolg mit etwas Abstand ein?
Hempel: Mittlerweile blicke ich schon mit anderen
Augen darauf zurück als in den ersten Tagen nach dem Event, aber an
sich ordne ich es als nächsten Schritt in die richtige Richtung
ein. Ich hab ein super Debüt gefeiert, hätte natürlich auch gern
gegen Simon (Anm.d.Red.: Simon Whitlock) gewonnen, allerdings hat
er eindrucksvoll bewiesen, wieso er die Nr. 10 der Welt ist. Ich
hatte meine Chancen und demnächst heißt es, die Dinger rein zu
machen. Daran werde ich noch härter trainieren, denn ich habe
lediglich ein Spiel da oben gewonnen.
Dartn.de: Gibt es Dinge, die du nach deinen
ersten Bühnenspielen verändert hast oder verändern möchtest?
Hempel: Definitiv habe ich eine Menge an
Selbstbewusstsein dazu gewonnen. Allerdings ist auch noch eine
Menge Luft nach oben, gerade in den entscheidenden Momenten da zu
sein.
Dartn.de: Wie sehr glaubst du hat es dir auf
der Bühne geholfen, dass du schon einmal Profi in einer anderen
Sportart (Handball) warst?
Hempel: Das Wort Profi müssen wir etwas
relativieren. Ich habe im Mannschaftssport meine Erfahrungen
sammeln dürfen. Vor einer vollen Halle zu spielen und auch dem
Druck der Zuschauer ausgesetzt zu sein, das hilft, keine Frage.
Jedoch sind es zwei komplett verschiedene Sportarten, in denen es
auf genau gegensätzliches ankommt. Im Handball lebt man vom
Adrenalin, beim Dart eher von der Ruhe und Gelassenheit. Das war
schon hart am Anfang, gerade wenn es mal nicht so läuft. Daran
arbeite ich bis heute und muss es auch weiterhin tun.
Dartn.de: Du spielst erst seit etwa zwei Jahren
regelmäßig. Wie kommt es, dass du es innerhalb so kurzer Zeit schon
so weit gebracht hast?
Hempel: Ich habe früh bemerkt, dass ich darin
nicht ganz so schlecht bin. Glücklicherweise hab ich die richtigen
Personen zur richtigen Zeit getroffen, welche an mich geglaubt und
mich unterstützt haben. Ich arbeite jeden Tag hart an meinem Spiel,
auch mental und versuche jedes Turnier zu spielen um Erfahrung zu
sammeln.
Dartn.de: Dir wurde im Dartn.de Forum aufgrund
deiner schnellen Erfolge durchaus Skepsis entgegengebracht. Kannst
du das im Nachhinein verstehen?
Hempel: Ein gesundes Maß an Skepsis ist bei neuen
guten Spielern sicherlich angebracht, aber die Art und Weise war
zum Teil nicht in Ordnung.
Dartn.de: Wie sieht dein Trainingsalltag
momentan aus? Wie oft stehst du am Board und worauf liegt der Fokus
dabei?
Hempel: Ich stehe jeden Tag ca. vier bis acht
Stunden am Board und beschäftige mich mit mentalem Training.
Zweimal die Woche trainiere ich mit anderen Spielern und bin am
Wochenende auf Turnieren unterwegs, sehr gerne in Holland. Turniere
sind für mich das beste Training, denn den Druck und die
Spielsituationen kann man nicht simulieren. Die Erfahrung, die ich
dort sammle ist enorm wichtig für meine Entwicklung.
Dartn.de: Haben sich durch deine ersten Erfolge
möglicherweise Kontakte zu anderen Spielern ergeben und gibt es da
vielleicht schon den ein oder anderen Trainingspartner?
Hempel: Für mich in Köln ist es schwierig einen
richtig guten Trainingspartner zu finden, der auch die Zeit hat,
viel zu trainieren, was ja bei voll berufstätigen Menschen
vollkommen verständlich ist. Aktuell bin ich in der Planung, mit
dem ein oder anderen Top-Spieler aus Holland feste Trainingstage zu
vereinbaren.
Dartn.de: Man hat schon häufiger gehört, dass
du gerne Dartprofi werden möchtest und nach deinen Aussagen über
Training und Turnierpensum sieht das auch schon stark danach aus.
Wie sieht deine berufliche und finanzielle Situation denn Momentan
aus? Wäre das im Hinblick darauf so ohne weiteres machbar?
Hempel: Ich habe vor einem Jahr meine
Selbständigkeit als Fitnesstrainer aufgegeben, um mich voll und
ganz auf diesen Sport konzentrieren zu können. Mit meinen Erfolgen
wächst natürlich auch das Medieninteresse, sowie das Interesse von
möglichen Sponsoren an einer gemeinsamen Zusammenarbeit. Allerdings
reden wir hier nicht von Summen, wie sie vergleichsweise in
Mannschaftssportarten gezahlt werden. Zudem sind die Preisgelder
außerhalb der Pro Tour nicht exorbitant hoch, was den Schritt zum
Profi erschwert. Noch hinzu kommt, dass die Leistungsdichte im Dart
stetig enger wird und die Plätze auf der Pro Tour begrenzt sind.
Eine gute Zusammenarbeit mit Sponsoren und Werbepartnern ist gerade
deshalb extrem wichtig.
Dartn.de: Was hast du dir für Ziele für den
Rest des Jahres gesetzt?
Hempel: Im Grunde habe ich immer das selbe Ziel:
Gewinnen, Erfahrung sammeln und mein bestmögliches Spiel abliefern.
Ich muss weiter an meiner Konstanz arbeiten, in den letzten
Qualifiern bin ich im Verlauf etwas eingebrochen und das hat mich
die eine oder andere Qualifikation gekostet. Es stehen noch einige
PDC Qualifier,
BDO-Turniere und die
Qualifikation zur Super League an. Wir werden sehen
was dieses Jahr noch möglich ist, aber wer mich kennt weiß, dass
gewinnen für mich das einzige Ziel ist.
Dartn.de: Wie lange gibst du dir Zeit, um es
tatsächlich als Dartprofi zu schaffen? Gibt es da einen Plan?
Hempel: Step by step. Wir Kölner sagen immer: „Et
kütt wie et kütt & et hätt noch immer jot jejange“. Einen
zeitlichen Plan habe ich da nicht. Allerdings glaube ich, dass ich
auf einem guten Weg bin.
Weitere Informationen zu Florian Hempel:
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Alle Informationen zu Florian Hempel gibt es auch in seinem [dartn.de Spielerprofil]
Foto-Credit: PDC Europe
[kb]

