Am Sonntag-Abend hat die PDC die Turniere der World Series of Darts 2026 bekannt gegeben. Neu mit dabei: Das Saudi Arabia Darts Masters in Riad. Darts in Saudi-Arabien? Es war nur eine Frage der Zeit. Und ist wohl oder übel auch nur der Anfang, meint Redakteur Marvin van den Boom.
Nun also doch
Nun ist es also offiziell: Im Januar 2026 macht der Dartszirkus erstmals in Saudi-Arabien Halt. Am 19. und 20. Januar kommt es zur ersten Ausgabe des Saudi Arabia Darts Masters, das Event wird Teil der World Series of Darts 2026 sein. Als Austragungsort hat man das Global Theater in Riad auserkoren. Aber spielt der Austragungsort überhaupt eine große Rolle? Eine kaum gefüllte bis leere Halle, so wie wir sie vielleicht von anfänglichen Ausgaben der Gibraltar Darts Trophy kennen, ist wohl kaum zu vermeiden. Dass bei diesem Turnier an einem für TV-Events im Darts ungewöhnlichen Montag und Dienstag gespielt wird, macht es nicht wirklich besser. Leere Hallen und keine Stimmung, ich dachte Darts hätte diese Zeiten längst hinter sich gelassen.
Leere Hallen und keine Stimmung als Gefahr
Im Snooker gibt es bereits das Saudi Arabia Snooker Masters, 2024 ebenfalls in Riad ausgetragen. Dort konnten selbst die Topstars um Ronnie O’Sullivan oder Judd Trump den Saal kaum füllen. Darts lebt von seinen Emotionen und zu einem nicht unerheblichen Anteil auch von den verrückten Fans im Hintergrund. Darts ist Entertainment, Darts ist eine große Party. Das alles in Saudi-Arabien? Vor allem aufgrund der lokalen Regeln, kaum vorstellbar. Diese lokalen Gesetze und Bräuche will die PDC aber natürlich respektieren, machte PDC-Präsident Barry Hearn unlängst in einem Interview mit Sky Sports klar: „Wenn man in einem Land, dessen Traditionen und Gesetze man respektieren muss, nicht trinken darf, dann trinken wir dort nicht. Oder wir gehen nicht hin. Und wenn du nicht hingehen willst, dann geh nicht hin.“ Meint Hearn damit etwa die Dartsfans aus UK und Europa? Warum sollten diese die weite Reise nach Saudi-Arabien aufnehmen, nur um sich Matches anzuschauen, die sie mittlerweile sowieso fast wöchentlich sehen können?
„I smell money“ – in Saudi-Arabien
Die PDC ist kein Sportverband, sie ist eine Firma. Sie trifft ihre Entscheidungen meistens nicht aus sportlichen Aspekten, sondern aus wirtschaftlichen. „I smell money“, die legendäre Aussage von Barry Hearn, sie wirkt in diesen Tagen wieder präsent. Geld, was es in Saudi-Arabien nunmal sehr leicht zu holen gibt. Turki Al-Sheikh war von 2017 bis 2020 Vorsitzender des Sportministeriums von Saudi-Arabien und ist mittlerweile Vorsitzender der Allgemeinen Behörde für Unterhaltung (General Entertainment Authority). In der Netflix-Dokumentation „Matchroom: The Greates Showmen“ sagte Al-Sheikh während eines großen Boxkampfes in Saudi-Arabien im April zum PDC-Vorsitzenden Eddie Hearn: „Wir wollen Snooker und Darts. Ich will Darts, aber auf eine verrückte Art. Verrücktes Konzept, verrücktes Spiel, irgendwas.“ Eine Aussage, die fast wie eine Drohung klingt. Im Snooker hat Al-Sheikh bereits den „Goldenen Ball“ eingeführt, die Möglichkeit, aus dem 147er-Maximumbreak mit 20 weiteren Punkten ein 167er-Break zu machen. Ein goldener Pfeil, mitten ins Bullseye nach einem 9-Darter? Nicht auszuschließen, erst recht nicht, wenn man die weiteren Aussagen von Barry Hearn miteinbezieht. „Wir haben eine Mission. Wir wollen langfristige Beziehungen zu Menschen wie Al-Sheikh und dann ein riesiges Geschäft aufbauen. Wo wird diese Reise enden? Und die Antwort ist, die wunderbare Antwort ist: Ich habe keine Ahnung. Aber ich weiß, dass es noch ein langer Weg ist. Aber wir werden uns nicht auf alles beschränken, was wir tun können, denn es gibt keinen Grund, warum wir uns alles ansehen sollten. Und es wird alles, und das müssen Sie akzeptieren, nur ums Geld gehen.“
World Series nur der Anfang?
Machen wir es kurz: Wir reden hier natürlich vom reinsten
Sportswashing. Und da ist das Saudi Arabia Darts Masters nicht
mal der Anfang, denn das Bahrain Darts
Masters soll nur ein paar Tage zuvor in seine nunmehr vierte
Ausgabe gehen, auch wenn eine offizielle Vertragsverlängerung laut
der Pressemeldung der PDC noch nicht ganz fix ist. Die World Series
of Darts war ursprünglich mal angedacht, den Sport zu
globalisieren, den Sport in den austragenden Ländern anzukurbeln,
was z. B. in Polen oder Dänemark auch hervorragend funktioniert
hat. Während es in Bahrain wenigstens noch eine minimale
Dartskultur gibt, hat in den letzten drei Jahren nicht ein Spieler aus
Saudi-Arabien an der mittlerweile sehr umfangreichen PDC Asian Tour teilgenommen, nicht mal als Turniere in
Bahrain oder den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgetragen
wurden. Dennoch soll auch in Saudi-Arabien das Konzept 8
PDC-Spieler gegen 8 regionale Repräsentanten durchgezogen werden.
Die Topstars der PDC? Sie halten sich in diesem Thema eher bedeckt.
Man kann es ihnen nicht verübeln, denn Darts ist ihr Job, sie
verdienen damit ihren Lebensunterhalt und je mehr Geld im Anlauf
ist, desto besser auch für sie.
Klar kann man das alles ignorieren und sagen, dass einem die World
Series of Darts egal ist und man es sich sowieso nicht anschaut.
Wrestlemania 43 wird 2027 in Saudi-Arabien stattfinden, eingetütet
hat den Deal übrigens Turki Al-Sheikh. Ca. 100 Millionen Dollar
sollen dafür in Richtung WWE fließen, die damit ihr Jahreshighlight
aus den USA abgeben. Ein Zeichen genug, dass es auch das
Dartshighlight des Jahres, die Darts-WM, irgendwann treffen
kann. Nicht gerade zuletzt, wo es immer wieder Diskussionen gibt,
ob der Ally Pally der WM noch gewachsen ist. Die Darts-WM in Riad?
Eine Vorstellung, die ich sehr gerne schnell beiseiteschieben
möchte. Aber ignorieren kann ich sie nicht, denn die World Series
in Saudi-Arabien war vermutlich nur der Anfang.
World Series of Darts 2026:
- 15.-16.01. – Bahrain Darts Masters *
- 19.-20.01. – Saudi Arabia Darts Masters
- 05.-06.06. – Nordic Darts Masters
- 26.-27.06. – U.S. Darts Masters
- 14.-15.08. – New Zealand Darts Masters
- 21.-22.08. – Australian Darts Masters
- 17.-20.09. – World Series of Darts Finals
* Vorbehaltlich einer Vertragsverlängerung
Weitere Events werden noch bestätigt
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Foto-Credit: Taylor Lanning/PDC
[mvdb]