Matt Porter im Interview: "Spieler müssen ihren Kalender ausbalancieren"

Montag, 13. Juni 2022 13:30 - Dart News von dartn.de

 

Seit inzwischen 14 Jahren ist Matt Porter der Vorstandsvorsitzende der PDC und damit der zweiteinflussreichste Mann der Organisation. Grund genug, ihn einmal zum Interview zu bitten. Dabei appelliert er unter anderem an die Topspieler, gibt einen Einblick in die zukünftigen Planungen für die World Series und schließt revolutionäre Änderungen in gewissen Turnieren und dem PDC-System im Allgemeinen zunächst aus. Auch zum problematischen Verhalten einiger Fans hat Porter eine interessante Meinung. Wir haben die wichtigsten Aussagen des Gesprächs hier zusammengefasst:

Matt Porter über...

die World Series of Darts:

"Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen. Wir möchten wieder ein Event im mittleren Osten haben, wir möchten vielleicht auch etwas in Kanada veranstalten, oder ein zweites Turnier in Amerika. Wieder nach Südafrika schauen, dort hatten wir vor längerer Zeit einmal das "South African Masters". Es gibt also noch viele Zielregionen, aber das braucht Zeit. Die größte Limitierung ist die Anzahl der Wochen, die wir pro Jahr zur Verfügung haben. Unser Kalender ist sehr voll, aber wir haben noch einiges in 2023 und danach vor. Vielleicht können wir uns auf acht Events pro Jahr steigern, alles darüber hinaus wäre sehr herausfordernd. Sechs Turniere ist unsere Basis."

Kritik am neuen Premier League Format:

"Gerwyn Price hat gesagt, dass er sich in den vergangenen Jahren immer nur auf ein Match pro Abend zu einer bestimmten Zeit vorbereiten musste und jetzt weiß er nicht, wie oft er an einem Abend spielen muss. Das Gegenargument dafür ist: Bei Players Championships könnten die Spieler aber ebenfalls mehrere Matches an einem Tag bestreiten. Ebenso auf der European Tour oder bei den UK Open, es gibt viele Beispiele dafür. Es ist genauso wichtig, dass Spieler ihren eigenen Kalender ausballancieren. Es gab einige Exhibitions in letzter Zeit, die Spieler waren viel im Flugzeug unterwegs, das ist natürlich ermüdend. Ich möchte alle Spieler dazu ermutigen, ihren Kalender mit Bedacht zu gestalten. Wenn das bedeutet, dass man mal Turniere auslässt, ist das in Ordnung, wobei ich damit nicht die Premier League meine. Wenn sie mal Players Championships oder die European Tour auslassen und dann immer noch viele Exhibitions bestreiten ist das nichts, was wir befürworten, aber jeder ist am Ende für sich selbst verantwortlich."

Mehr Nationen beim World Cup:

"Wir sind an eine bestimmte Anzahl von TV-Stunden gebunden. Deshalb können wir nicht einfach von jetzt auf gleich auf 40, 48, oder 64 Nationen aufstocken. Da geht es dann auch darum, wie lange wir einen Spielort bekommen. Außerdem hatten die Spieler in Asien, Neuseeland, Australien oder auch Nordamerika aufgrund der Pandemie nicht ihre gewohnten Turnierserien in den vergangenen Jahren. Ich möchte abwarten, bis sich das alles wieder stabilisiert und dann können wir solche Überlegungen anstellen."

Mehr Doppel-Matches beim World Cup:

"Der Druck auf die Spielern in den Einzeln ist astronomisch hoch. Sie spielen nicht nur für sich und ihr Land, sondern da ist auch noch ein Teamkollege, der hinter der Bühne mitfiebert. Da gibt es immer viel Drama. Das Problem mit Doppeln ist: Wenn sie einseitig ablaufen oder lange dauern, können sie langweilig werden. Wir müssen sicherstellen, dass all unsere Events unterhaltsam, frisch und immer relevant bleiben. Was ich nicht sehen möchte, ist ein Doppel über "Best of 21 Legs" und ein Team führt 9:0. Wenn wir nur noch Doppel spielen würden, hätten wir deutlich mehr Zeit und müssten längere Matches spielen und dann könnte genau diese Langeweile aufkommen. Ich respektiere, dass es hin und wieder solche Forderungen gibt, aber es ist nichts, was wir in nächster Zeit umsetzen werden."

Nicht-PDC Spieler beim Grand Slam of Darts:

"Wir sind mit der WDF in einem offenen Dialog und es ist begrüßenswert, was sie tun und wie sie es tun. Wir sind ebenfalls im Austausch mit der UKDA und vielen anderen, die die Lücke ausfüllen wollen, die die BDO hinterlassen hat. Ich würde das nicht ausschließen, aber im Moment schauen wir, dass wir Spieler aus unseren Systemen bevorzugen. Wir geben Spielern von überall auf der Welt und auf unterschiedlichem Niveau Möglichkeiten und darauf liegt unser Fokus."

Die Development- und Challenge-Tour:

"Es ist richtig, dass wir das Preisgeld auf diesen Touren nicht erhöht haben. Die Meldegebühren sind aber ebenfalls nicht gestiegen, während die Kosten für die Ausrichtung der Turniere sehr wohl in die Höhe gegangen sind. Das Preisgeld-Level ist dort in meinen Augen vernünftig für Turniere außerhalb der Elite. Ich verstehe, wenn Leute sagen, dass wir zu wenige Tourkarten über diese Systeme ausspielen. Vor allem im Bezug auf die Challenge Tour. Die Zahl der Karten, die wir für die Q-School zur Verfügung haben ist aber auch nicht sonderlich groß. Und bei der Menge an Spielern, die die Q-Schools spielt, würden wir da ungerne Einschränkungen schaffen. Wer einen Platz dort oben verdient hat, kann über die Ranglisten dieses Systems in der zweiten Phase der Q-School einsteigen und auch das Nachrücken zu Players Championships ist über die Challenge Tour möglich. Es gibt also durchaus einen Ertrag für diese Touren, wir werden das weiter beobachten und weiter verbessern."

Freilose auf der European Tour:

"Es sieht schrecklich aus, wenn wir regelmäßig Freilose haben. Wir müssen die Regeln ändern und uns die Qualifikationsstrukturen anschauen. Wir brauchen wieder ein regelmäßiges Teilnehmerfeld mit 48 Spielern. Wir haben da schon etwas ausgearbeitet und haben überlegt, das schon zur Hälfte des Jahres einzuführen, aber es wäre nicht fair gewesen, mit zwei unterschiedlichen Systemen in einem Jahr zu spielen. Deshalb haben wir uns dagegen entschieden. Das wird sich aber zu 100 Prozent im nächsten Jahr ändern."

Das Verhalten einiger Fans:

"Ich denke nicht, dass es viel gibt, was wir da tun können. Wir haben ein Video, das an den Spielorten auf einen respektvollen Umgang hinweist. Jeder Mensch hat aber seine eigene Meinung und wenn sich Menschen dazu entscheiden, einen Spieler auszubuhen, gibt es nicht viel, was man dagegen unternehmen kann. Es ist nichts, was wir unterstützen, aber wenn jemand ein Event besucht, für das er bezahlt hat, kann ich ihm nicht verbieten, eine Meinung zu haben. Wenn man ein Fußballspiel besucht, feuert man auch nicht die Gegenseite an. Meistens ist es an den Spielern, damit umzugehen und wenn es zu heftig wird, müssen wir eingreifen. Stoppen können wir das nicht. Wenn wir diejenigen finden, die Spielern absichtlich in den Wurf pfeifen, wird die Security entscheiden, ob es eine Verwarnung gibt, oder ob ein Rauswurf erfolgt. Viele stellen es sich im Übrigen auch einfach vor, jemanden der pfeift unter Tausenden von Fans zu lokalisieren, aber es ist wirklich schwierig."

Das aktuelle Tourkarten-System:

"Im Moment wissen wir, dass nicht alle der 128 Tourkartenbesitzer von diesem Sport leben können. Deshalb wäre es für uns nicht richtig, die Anzahl der Karten zu erhöhen, weil dann nur die Zahl derjenigen steigt, die nicht davon leben können. Unser erstes Ziel ist es deshalb, dass alle 128 vor allem vom Dartsport leben können. Momentan sind wir ungefähr bei der Hälfte. Wir möchten mehr Geld innerhalb der Tour, da werden wir in nächster Zeit auch wieder Preisgelderhöhungen auf den Weg bringen."

Weitere Informationen:

Alle Infos zu Matt Porter gibt es in seinem [Profil]

[kb]

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Quelle: dartn.de

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