Dart Profis – Joe Cullen – „The Rockstar“

Der Engländer Joe Cullen hat sich in den letzten Jahren zu einem Topspieler entwickelt. Mittlerweile konnte der „Rockstar“ sieben Pro Tour Turniere und drei European Tour Events für sich entscheiden. Sein bestes Major-Ergebnis ist der Gewinn des PDC Masters 2022 sowie der Einzug ins Premier League Finale. Bei der Weltmeisterschaft kam Cullen dagegen bisher nicht über das Achtelfinale hinaus.
Start bei den UK Open, Schlechte WM-Bilanz
Cullen begann seine Karriere im Jahr 2008 bei der PDC. Sein erstes Turnier waren die UK Open, bei
denen er es bis in die 3. Runde schaffte. In den darauffolgenden
Jahren war er bei vielen Youth Events der PDC vertreten,
von denen er auch drei Turniere gewinnen konnte, außerdem war er
erneut bei den UK Open am Start. Im Jahr 2009 beschloss Cullen,
seinen Beruf bei der Post aufzugeben und sich nur noch dem
Dartsport zu widmen. Seine erste Weltmeisterschaft gab es 2011. Dort musste er
sich dem späteren Halbfinalisten Terry Jenkins knapp mit 2:3 in
der ersten Runde geschlagen geben. Auch ein Jahr später konnte er
sich erneut für die WM qualifizieren, ein weiteres Mal musste er in
Runde 1 gegen Terry Jenkins ran und verlor diesmal glatt mit
0:3.
Im Jahr 2012 schafft Cullen es bei den UK Open ins
Achtelfinale, wo er knapp mit 8:9 im Decider gegen Jamie Caven
verlor. Mit dem World Matchplay
qualifizierte er sich auch noch für ein drittes großes TV-Turnier
innerhalb eines Jahres, er überstand sein Auftaktspiel gegen
Justin
Pipe jedoch nicht. Cullen galt in England schon sehr früh als
großes Talent, das dem Sprung ganz nach oben zugetraut wurde.
Jedoch brauchte der „Rockstar“ seine Zeit, bis er so richtig auf
der Tour ankam. Auch in den nächsten vier Jahren konnte Cullen bei
der WM kein Spiel gewinnen, inklusive der WM 2016 gewann Cullen
überhaupt erst drei Sätze in sechs Spielen.
UK Open Viertelfinale und stabile Ergebnisse
Ab Ende des Jahres 2014 machte Cullen wieder mit besseren
Ergebnissen auf sich aufmerksam. Im Oktober erreichte er nach
langer Zeit wieder ein Halbfinale auf der Pro Tour und den Schwung nahm er
mit in das Jahr 2015, in dem er sich für einige European Tour Events qualifizieren konnte und seine
Leistungen auf der Tour stabilisierte. Bei den UK Open 2016 gelang
Cullen sein bis dahin bestes Major-Ergebnis, als er erst im
Viertelfinale Peter Wright mit 7:10 unterlag. Bei den nächsten
Events knüpfte Cullen daran an und schaffte es bei den nächsten
drei Turnieren zweimal ins Viertelfinale und einmal ins Halbfinale.
Sein erstes PDC-Finale spielte Cullen, der oft zusammen in einer
Gruppe mit Devon Petersen und Stephen Bunting trainiert,
bei der Players Championship im Mai in Barnsley, das Finale ging
jedoch mit 3:6 gegen Ian White verloren. Ende 2016 erreichte Joe das
Achtelfinale der European Championship
und der Players Championship
Finals sowie das Viertelfinale der World Series Finals. 
Erster Titel auf der Pro Tour
Bei der WM 2017 unternahm er den nächsten Anlauf, sein erstes Spiel bei der Weltmeisterschaft zu gewinnen. Die Aufgabe war mit dem Jugend-Weltmeister von 2016, dem Australier Corey Cadby, mehr als unangenehm, doch Cullen kämpfte sich in einem teils hochklassigen Match nach einem 0:1-Rückstand zurück und gewann am Ende mit 3:1. In der zweiten Runde konnte er diese Leistung allerdings nicht bestätigen und verlor gegen Adrian Lewis glatt mit 0:4. Bei der achten Players Championship des Jahres 2017 gewann Cullen durch einen 6:5-Finalerfolg über Daryl Gurney seinen ersten Titel bei der PDC. Im Juli legte er seinen zweiten Sieg nach, als er Zoran Lerchbacher im Finale mit 6:4 bezwang. Beim World Matchplay schied er zum dritten Mal in seiner Karriere in der ersten Runde aus. Beim World Grand Prix überstand er durch einen 2:1-Sieg über Darren Webster erstmals die Auftakthürde, unterlag dann aber Daryl Gurney mit 1:3. Die nächsten Wochen und Monate liefen für Cullen nicht nach Wunsch, was nach vier verpassten Matchdarts in einem Erstrundenaus bei der WM 2018 gegen Jermaine Wattimena gipfelte.
Halbfinale bei der European Championship, Titel auf der Euro Tour
Auf dem Floor lief es anschließend weiter schleppend, dafür
präsentierte er sich bei den ET-Events immer wieder in guter
Form.
Bei seiner vierten Teilnahme
in Blackpool beim World Matchplay erreichte Cullen durch einen
10:3-Erstrundensieg über Gerwyn Price erstmals das
Achtelfinale und legte einen 11:3-Sieg gegen Daryl Gurney nach. Im
Viertelfinale scheiterte er dann in der Verlängerung an Gary
Anderson und vergab zuvor zwei Matchdarts. Bei den European
Championship ging es für Cullen zum ersten Mal bei einem
Major-Turnier ins Halbfinale, wo er gegen Simon Whitlock einen
Matchdart zum Finaleinzug verpasste. Enttäuschend lief die WM 2019,
bei der Cullen in seinem Auftaktspiel gegen Brendan
Dolan nur ein Leg gewinnen konnte. Zum ersten Mal war Cullen
dann beim Masters der 16 besten Spieler in Milton Keynes mit
dabei, wo er das Viertelfinale erreichten konnte. Im Juli spielte
er ein weiteres Finale auf der Pro Tour. Seinen bis dato größten
Karriereerfolg feierte Cullen dann Anfang September beim European Darts Matchplay, wo er in Mannheim nach einem
Finalsieg über Michael van Gerwen seinen
ersten European-Tour-Titel einfahren konnte.
Von Turniersieg bis bitteren Erstrundenniederlagen alles dabei
Danach ging es bei Cullen wieder ein wenig in die andere Richtung. Auch bei der WM unterlag er in Runde 2 gegen den Deutschen Nico Kurz. Beim Masters war direkt im Achtelfinale Schluss. Cullen gelang ein akzeptabler Saisonstart in das Jahr 2020, zwei Viertelfinals auf dem Floor wurden von den letzten 32 bei den UK Open gefolgt. Dort unterlag er gegen Jonny Clayton mit 4:10. Beim World Matchplay siegte er im Sudden-Death-Leg gegen Ian White in Runde 1, verlor dann aber gegen Dimitri van den Bergh. Cullen nahm 2020 erneut an den World Series Finals teil und erreichte erstmalig das World Grand Prix Viertelfinale. Außerdem gewann er in Riesa sein zweites European Tour Turnier, erneut gegen Michael van Gerwen im Finale. Als Topgesetzter nahm Cullen an der European Championship teil, unterlag aber mit 3:6 gegen William O’Connor. Seinen dritten Pro Tour Titel feierte Cullen im November bei der Winter Series, bei seiner Grand Slam of Darts Premiere kam das bittere Aus bereits in der Gruppenphase. Bei den Players Championship Finals spielte er sich nach den ersten zwei Tagen ins Viertelfinale, wo er sich im Entscheidungsleg Gerwyn Price geschlagen geben musste.

Ärgerliches WM-Achtelfinale, starker Saisonstart 2021
Die Weltmeisterschaft startete für Cullen mit einem 3:0 Sieg gegen Wayne Jones. Diesen Lauf setzte er mit einem Sieg gegen Jonny Clayton im Entscheidungsleg fort und stand damit erstmals im Achtelfinale der WM. Dort machte er wohl die beste Partie seiner Karriere, musste sich nach zwei verpassten Matchdarts auf dem Bullseye aber Michael van Gerwen im Decider geschlagen geben. Beim Masters setzte sich Cullen gegen Stephen Bunting mit 6:4 durch, scheiterte dann aber deutlich an Gerwyn Price. Das erste Players Championship 2021 konnte Cullen dann direkt für sich entscheiden. Etwas Lospech kam ihm bei den UK Open in die Quere, wo er in seinem ersten Match gegen Michael Smith ausschied. Mit einem weiteren Titel Mitte Juni bei der Super Series erhöhte er seine Titelausbeute auf 7. Beim anschließenden World Matchplay erreichte Cullen nach einem Sieg gegen Chris Dobey das Achtelfinale, wo dann allerdings auch Schluss war. Einen schwachen World Grand Prix beendete Cullen in Runde 1. Bei der European Championship ging es wie drei Jahre zuvor in sein erst zweites Major-Semifinale seiner Karriere. Beim Grand Slam erreichte Cullen als Gruppenzweiter das Achtelfinale, wo er mit 5:10 wieder von Michael Smith gestoppt wurde. Bei den Players Championship Finals wurde er bereits in Runde 1 von Andy Boulton gestoppt. Die WM 2022 begann er dagegen erfolgreich, nach 1:2-Rückstand kämpfte er sich mit starken Scores zum Zweitrunden-Erfolg über Jim Williams. Gegen Martijn Kleermaker wurde eine weitere Aufholjagd allerdings nicht belohnt.
Premier League Sieg bei Debüt knapp verpasst
Vom WM-Aus erholte sich Cullen beim Masters 2022 mit starken Leistungen gegen Daryl Gurney, Gary Anderson, Michael van Gerwen sowie José de Sousa und erreichte damit sein erstes großes TV-Finale, was er mit 11:9 gegen Dave Chisnall für sich entscheiden konnte. Daraufhin wurde Cullen auch zum ersten Mal für die Premier League nominiert. Mitte Februar war er zum insgesamt sechsten Mal auf dem Floor erfolgreich. Einen Tag später gab es sogar das Double. Bei den UK Open bescherte das Los ihm ein direktes Duell gegen Peter Wright, das verloren ging. Eben gegen Peter Wright sicherte er sich allerdings am letzten Gruppenspieltag der Premier League im direkten Duell einen Platz für die Play-Offs in Berlin. Dort bezwang er im Halbfinale den Titelvertediger Jonny Clayton klar mit 10:4, in einem spektakulären Endspiel verpasste der „Rockstar“ dann sogar einen Matchdart und musste sich im Last-Leg-Decider 10:11 gegen Michael van Gerwen geschlagen geben. Mit einem klaren 10:2-Sieg über Damon Heta startete er erfolgreich ins World Matchplay, wo dann wieder einmal gegen Michael van Gerwen das Aus kam. Beim Queensland Darts Masters ging es auf der World Series ins Halbfinale. Diese Leistung bestätigte er eine Woche Später auch bei den New South Wales Darts Masters, als er ebenfalls im Semifinale stand. Beim European Tour Event von Budapest holte er sich seinen dritten Titel auf dieser Tour, in Jena ging es bis ins Halbfinale. Wie 2016 ging es bei den World Series Finals ins Viertelfinale, beim World Grand Prix schied er im Achtelfinale aus, bei den European Championship blieb er in Runde 1 hängen. Beim Grand Slam of Darts stand er nach einem Achtelfinalerfolg über Dirk van Duijvenbode erstmals im Viertelfinale, wo er im Decider gegen Michael Smith das Nachsehen hatte. Bei den Players Championship Finals spielte er sich wie schon 2020 ins Viertelfinale. Als 13. der Setzliste startete Cullen in die Weltmeisterschaft 2023. Dort stand er nach Siegen über Ricky Evans und Damon Heta zum zweiten Mal im Achtelfinale, wo er wieder einmal Michael Smith mit 1:4 unterlag.
Keine Premier League Nominierung und Krise
Als Titelverteidiger unterlag Cullen beim Masters in Runde 1, bei den UK Open kam das Aus im Achtelfinale. Beim German Darts Grand Prix in München und beim European Darts Matchplay in Trier ging es immerhin ins Halbfinale, während in Graz im Viertelfinale Schluss war. Das World Matchplay eröffnete er mit einem 10:7 gegen Mike de Decker siegreich und bezwang im Achtelfinale Gerwyn Price im Tie-Break mit 13:11. Mit einem 16:11 über Daryl Gurney spielte er sich ins Halbfinale vor, wo allerdings klar mit 9:17 gegen Nathan Aspinall Endstation war. Erstmals bis ins Halbfinale ging es beim World Grand Prix, bei der European Championship war hingegen in Runde 1 Schluss, bei den Players Championship Finals ging es auch nur eine Runde weiter. Der Start in die WM 2024 verlief gegen Darren Penhall erfolgreich, auch gegen Ryan Searle behielt er die Oberhand und zog ins Achtelfinale ein. Dort verpasste er gegen Luke Humphries Matchdarts und schied aus. Beim Masters 2024 erreichte Cullen das Achtelfinale, die freie Auslosung bescherte ihm bei den UK Open ein Auftaktspiel gegen Michael Smith, dem er unterlag. Nach langer Zeit kam Cullen im April 2024 wieder in ein European Tour Finale, welches er aber gegen Luke Littler in Graz verlor. Beim World Matchplay unterlag Cullen im Achtelfinale gegen Michael van Gerwen, ein Pro Tour Finale gab es Anfang August. Beim World Grand Prix schaffte er es trotz Formkrise ins Viertelfinale. Das frühe Aus gab es hingegen in Runde 1 der European Championship und bei den Players Championship Finals. Richtig zurückmelden konnte sich Cullen dann bei der WM, wo er gegen Wessel Nijman als Außenseiter galt und 3:0 gewann. Gegen Gerwyn Price kämpfte er sich von einem 0:3 zurück, verlor aber schlussendlich im Sudden-Death-Leg. Beim Masters blieb er zum Auftakt des neuen Jahres an Luke Humphries hängen, dafür erreichte er beim ersten Players Championship direkt das Finale. Die UK Open dahingegen waren schon unter den letzten 64 wieder beendet. Dafür schnappte er sich nach fast drei Jahren Wartezeit beim 5. Players Championship des Jahres einen weiteren Pro Tour Titel. Beim World Matchplay schied Cullen in Runde 1 aus, über den Qualifier ging es erneut zu den World Series of Darts Finals, wo er jedoch im Auftaktspiel hängenblieb. Zuvor feierte der „Rockstar“ ein wenig aus dem Nichts in Hildesheim seinen zweiten Players Championship Sieg des Jahres. Ins Achtelfinale ging es beim World Grand Prix, die European Championship verpasste Cullen allerdings, während er bei den Players Championship Finals in Runde 1 verlor.
Fakten zur Person:
Name: Joe Cullen
Spitzname: The Rockstar (der Rockstar)
Geburtstag: 13.07.1989
Geburtsort: Bradford (England)
Heimatort: Bradford (England)
Nationalität: England
Familienstand: Liiert
Kinder: Zwei (Travis und Lucy)
Spielt Dart seit: 2006
Profi seit: 2008
Händigkeit: Rechtshänder
Darts: Winmau 21g
Sponsoren: Winmau, Modus Darts, Tuff Stuff, CEL
Electrical, Empire Fighting Chance
Einlaufmusik: „Don’t Look Back In Anger“ von Oasis
9-Darter: 2x Pro Tour (1x 2017, 1x 2022)
Offizielle Webseite: –
Twitter: @rockstar_13_
Gewonnene Titel & Leistungen:
PDC-Major:
PDC-WM:
Achtelfinale 2021, 2023 und 2024
Winmau World Masters: Sieger 2022
Premier League: Runner-Up 2022
World Matchplay: Halbfinale 2023
World Grand Prix: Halbfinale 2023
European Championship: Halbfinale 2018 und
2021
Grand Slam of Darts: Viertelfinale 2022
UK Open: Viertelfinale 2016
Players Championship Finals: Viertelfinale 2020
und 2022
World Series of Darts Finals: Viertelfinale 2016
und 2022
PDC-Turniere:
Pro Tour: 9x Sieger (2x 2017, 1x 2020, 2x 2021, 2x 2022,
2x 2025)
European Tour: Sieger European Darts
Matchplay 2019, International Darts
Open 2020 und Hungarian Darts Trophy
2022
World Series: Halbfinale Queensland Darts Masters 2022 und
New South Wales Darts Masters
2022
Development Tour: 3x Sieger 2011
Besondere Leistungen & Auszeichnungen:
PDC-Awards:
Spieler des Jahres: (nominiert 2023)
Verbessertester Spieler des Jahres: (nominiert:
2017)
(jeweils im Januar erhalten für die Vorsaison)
Interviews:
[Interview mit Joe
Cullen bei den Austrian Darts Open 2017]
[Interview mit Joe Cullen bei der European Darts
Championship 2018]
Foto-Credits: dartn.de/PDC/PDC Europe
