Der Ranglisten-Check: Wo geht es hin für Clemens, Suljovic & Co.?

Mittwoch, 3. März 2021 17:31 - Dart News von dartn.de

Gabriel Clemens ist weiter auf gutem Kurs.

Eine Rekordzahl von zehn deutschsprachigen Spielern hat im Jahr 2021 eine Spielberechtigung für die PDC-Tour, auch bei den UK Open wird durch die zusätzlichen Plätze eine neue Bestmarke aufgestellt. Vor dem ersten TV-Ranglistenturnier des Jahres werfen wir daher einen Blick auf die Chancen, die sich für die Spieler aus Deutschland und Österreich in diesem Jahr ergeben und bei welchen weiteren TV-Turnieren eine Teilnahme möglich ist.

Clemens klettert weiter

Gabriel Clemens hat sich im vergangenen Jahr als deutsche Nr. 1 etabliert, beim World Matchplay und World Grand Prix ging es auf Anhieb ins Achtelfinale, bis auf die European Championship wurde in allen weiteren TV-Turnieren wenigstens ein Spiel gewonnen. Das WM-Achtelfinale beförderte ihn dann in der Jahres-Rangliste 2020 auf Platz 22.

Das deutet bereits an, wohin es im Jahr 2021 für den Saarländer gehen könnte – und der Saisonstart bei der Super Series verleiht dem Nachdruck. Neben den vier Tagessiegern spielte nur Damon Heta beim Tour-Auftakt mehr Geld als der „German Giant“ ein. 6.750 Pfund stehen bereits zu Buche, wichtiges Geld, um in diesem Jahr erneut die Qualifikation zum Matchplay und Grand Prix zu sichern. Wie jedes Jahr werden sich dafür 16 Spieler über die Pro Tour qualifizieren, hier steht Clemens im Moment auf Platz 9 bzw. 7 und damit auf gutem Kurs.

Ebenfalls interessant dürfte sein, dass Clemens aufgrund des guten letzten Jahres eine Setzlistenposition mit 15.000 Pfund bei der WM 2022 fast sicher scheint und „nur“ 7.500 Pfund aus der Erstrundenniederlage gegen Benito van de Pas zu verteidigen sind. Jeder weitere Sieg wäre ebenso ein Bonus wie Erfolge beim World Matchplay und Grand Prix. Geschwächt wird dieser Effekt dadurch, dass die Achtelfinals beim Grand Slam und den Players Championship Finals 2019 aus der Wertung fallen. Insgesamt erscheint es also sehr realistisch, dass Clemens sich in der Top 32 wird halten können und wer weiß, ob sich mit einem Lauf im TV auch an der Top 20 anklopfen lässt.

Hopp vor wichtiger Pro-Tour-Arbeit

Das starke Jahr 2018 war aus Ranking-Sicht eine Bürde für Max Hopp, der schon in der ersten Jahreshälfte 2020 einige Preisgelder verlor und nach der Corona-Pause auch die TV-Ergebnisse, allen voran das EM-Halbfinale, nicht verteidigen konnte. Apropos EM: Erst die Rückkehr der European Tour war es, die den "Maximiser" zurück in die Spur WM-Qualifikation brachte und ihm mit 8.000 Pfund in drei Turnieren gewissermaßen die Saisonbilanz rettete. Das bringt den Mann aus Idstein jetzt in eine interessante Position. Da die Turniere im September/Oktober stattfanden, zählen sie in der Qualifikation für das World Matchplay, aber wohl auch für den World Grand Prix. Aktuell hat Hopp einen Rückstand von 250 Pfund auf den letzten Platz in Blackpool (oder doch Milton Keynes?) und einen Vorsprung in gleicher Höhe für den Grand Prix. Die nächsten Pro-Tour-Blöcke können da vorentscheidend sein.

Es wird also in der Order of Merit einiges daran hängen, ob Deutschlands Nummer Zwei sich neben den „Pflichtaufgaben“ Players Championship Finals und WM auch für weitere Majors qualifizieren kann. Weil noch einige gute Ergebnisse aus 2019 abgezogen werden, wäre es zunächst keine Überraschung, wenn Hopp aus der Top 40 herausrutscht. Das erste Wochenende macht teilweise Hoffnung, dass die Formkurve wieder nach oben zeigt.

Siepmann mit weitem Weg

Bei Steffen Siepmann fällt es momentan sehr schwer, an den Erhalt der Tourkarte zu glauben. An der Summer und Winter Series hatte „Sippi“ nicht teilgenommen, im gesamten Jahr 2020 mal gerade 4.000 Pfund eingespielt. Sehr erfreulich war, dass es am Sonntag zum ersten Mal für ihn in die dritte Runde ging. Dennoch müsste für das Erreichen der Top 64 eine deutliche Leistungssteigerung her. Neben dem Stückwerk auf dem Floor und besonders der European Tour sind da auch gute Ergebnisse bei den UK Open und später im Jahr bei den Players Championship Finals und der WM gefragt. Allein die Qualifikation reicht leider nicht mehr aus.

Q-School-Quartett startet

Die aus deutscher Sicht erfolgreichste Q-School aller Zeiten endete mit Tour-Karten für Martin Schindler, Robert Marijanovic, Michael Unterbuchner und Florian Hempel. Die beiden erstgenannten kennen den Tour-Alltag. Schindler holte sich die Karte direkt wieder, Marijanovic ist nach einem Jahr Pause zurück. Aber auch die Qualitäten von Unterbuchner und Hempel sind hinlänglich bekannt und so darf man gespannt sein, wie das erste von mindestens zwei Jahren Fahrt aufnimmt.

Suljovic droht das Mittelmaß

In der vergangenen Saison hatte Mensur Suljovic ein Major-Finale und zwei große Halbfinals zu verteidigen. In keinem dieser Turniere kam er allerdings über das Achtelfinale hinaus, für eines war er gar nicht erst qualifiziert. Auf der Pro Tour verlief die Saison von "The Gentle" eher durchschnittlich, so dass er sich aktuell nur noch auf Position 20 der Weltrangliste befindet. Der Rückstand auf die Top 16 beträgt etwa 50.000 Pfund. Für den Rest des Jahres sind noch knapp 130.000 Pfund zu verteidigen. Darunter auch ein Titel von der European Tour, bei der ja aktuell überhaupt nicht klar ist, in welchem Umfang sie stattfinden kann.

Suljovic ist also spätestens jetzt gefordert. Nachdem er mittlerweile seit über zwei Jahren ohne Viertelfinale bei einem großen TV-Ranglistenturnier ist, braucht es genau solche Runs, um wieder unter die besten 16 zu kommen. Geht es so weiter wie im vergangenen Jahr, könnte er in der Order of Merit noch weitere Plätze verlieren. In den Top 32 wird sich Österreichs Bester halten können, da die Qualifikation für die meisten Majors bereits fix ist. Um nicht vollends ins Mittelmaß abzurutschen, bedarf es aber einer ordentlichen Trendwende.

Mammut-Aufgabe für Leitinger

Momentan ist Harald Leitinger die österreichische Nummer Zwei, dürfte also sein Land beim World Cup vertreten. Bei einem Blick auf die Ranglisten wird jedoch klar, dass "Harri" seit seinem Gewinn der Tourkarte lediglich 4.000 Pfund eingespielt hat. Beim ersten Teil der Super Series konnte er nur einen Sieg einfahren. Der Platz beim World Cup ist also alles andere als sicher. Das gilt genauso für den Erhalt der Tourkarte, ein eher unrealistisches Szenario. Dafür müsste Leitinger ab sofort viel konstanter spielen, regelmäßig auf der Tour mindestens die dritte Runde erreichen und auch im TV auftrumpfen. Vieles deutet darauf hin, dass der Oberösterreicher im kommenden Januar wieder zur Q-School muss.

Lerchbacher zwischen harter Realität und Ambitionen

Nachdem er im Vorjahr noch unglücklich gescheitert war, hat Zoran Lerchbacher seine Tourcard zurückerlangt. Der Auftakt auf der Tour verlief allerdings sehr durchwachsen, auch wenn statt einem gewonnenen Match drei möglich gewesen wären. Nach den Erfahrungen seiner letzten PDC-Jahre muss der Steirer aufpassen, nicht erneut in eine negative Spirale zu geraten. Ansonsten läuft er seinem Ziel, zurück in die Top 64 zu kommen, sehr schnell weit hinterher. Noch ist nicht viel passiert, es sind noch viele Turniere und damit auch Möglichkeiten vorhanden. Auch ein dritter Start beim World Cup ist absolut in Reichweite.

Hintertür für die Rodriguez-Brüder

Die Tourkarte haben Rowby-John Rodriguez und sein Bruder Rusty-Jake Rodriguez zwar knapp verpasst, doch als Nachrücker überzeugten sie bei den ersten vier Players Championships. Beide holten 2.000 Pfund und damit mehr als rund 20 der neuen Tourcardholder. Es ist davon auszugehen, dass zumindest Rusty-Jake auch als Nachrücker beim zweiten Teil der Super Series starten darf. Wenn sich beide dann auch noch auf der Challenge-Tour vorne festsetzen, könnten sie womöglich als Nachrücker die gesamte Tour spielen und sich zusätzlich über den in der Vergangenheit eher niedrig frequentierten Associates Qualifier für Events der European Tour qualifizieren. So besteht die Möglichkeit, dass beide Rodriguez-Brüder am Ende des Jahres unter den Top 64 der Welt stehen, ohne eine Tourkarte zu besitzen. Als Führende der Challenge-Tour oder im Falle von Rusty-Jake auch der Development-Tour wäre es außerdem ebenfalls möglich, sich das "Golden Ticket" für 2022 und 2023 zu sichern. Beide sind momentan auch gut im Rennen im Kampf um den zweiten österreichischen Platz beim World Cup. Wenn man also die gegebenen Möglichkeiten optimal nutzt, ist auch ohne Tourkarte einiges möglich.

Aktuelle Stände in der Übersicht

Name Aktuelle Position
(OoM inkl. UK Open)
World Matchplay
(Pro Tour)
Grand Prix
(Pro Tour)
WM
(OoM)
Tour Card
CUT-OFF   16. (13.250) 16. (8.500) 32. (96.000) 64. (27.000)
Mensur Suljovic 20. (255.000) 4. (30.000)  4. (16.750) 24. (127.500) 24. (112.500)
Gabriel Clemens 29. (182.250) 9. (17.500) 7. (14.500) 23. (129.000) 22. (121.500)
Max Hopp 39. (119.750) 18. (13.000) 16. (8.500) 44. (62.500) 51. (37.500)
Steffen Siepmann 91. (5.500) 63. (4.000) 61. (2.500) 64. (42.250) 90. (5.500)
Harald Leitinger 94. (4.000) 88. (1.500) 90. (1.000) 70. (31.500) 93. (4.000)
Martin Schindler* 105. (2.000) 84. (2.000) 76. (2.000) 82. (15.500) 108 (2.000)*
Michael Unterbuchner* 119. (1.000) 98. (1.000) 93. (1.000) 128. (2.500) 119. (1.000)*
Zoran Lerchbacher* 120. (500) 105. (500) 102. (500) 122. (3.500) 124. (500)*
Florian Hempel* - - - - -*
Robert Marijanovic* - - - - -*

*Zwei-Jahres-Tourkarte ab 2021

Die WM-Plätze sind orange markiert, da natürlich hauptsächlich die Möglichkeit besteht, sich über die Pro Tour zu qualifizieren und hier die Saison gerade erst gestartet ist.

Weitere Informationen:

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Foto-Credits: Lawrence Lustig/PDC

[mk/kb]

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Quelle: dartsrankings.com

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