
Im Februar hat Rowby-John Rodriguez seine Tourkarte endgültig verloren. Als Nachrücker überzeugte „Little John“ aber bislang bei der Super Series und ist nach kurzer Pause wieder Österreichs Nummer Zwei. Im Interview mit Dartn.de äußert er sich zu den letzten Monaten, nennt Gründe für sein Scheitern bei der Q-School und hat einen kleinen Wunsch für die nähere Zukunft.
Das Interview mit Rowby-John Rodriguez
Dartn.de: Rowby, wir
haben das letzte Mal Anfang November gesprochen, als du die
Winter Series noch vor dir hattest und noch alles
möglich war. Die lief aber dann nicht nach Plan. Wie ist es dir da
ergangen?
Rowby-John
Rodriguez: Zunächst möchte ich sagen, dass ich mit
meiner Spielstärke niemals in so eine Situation kommen darf. Ich
habe den Druck gespürt, habe alles gegeben, aber es hat nicht
gereicht. Vor allem in den letzten Monaten der Saison kann ich mir
gerade was den Einsatz betrifft überhaupt nichts vorwerfen. Ich
fand es dann aber gar nicht so schlimm, dass ich zur Q-School
musste und habe mir auch gedacht, dass mir eine Pause gut tun
könnte, wenn ich die Tourcard nicht schaffe.
Dartn.de: Wie hast du
die Q-School erlebt? Fünf Punkte waren über die Rangliste zu wenig,
erst am letzten Tag bist du in Fahrt gekommen, hast unter anderem
einen 106er Average gespielt, um dann danach auf 81
abzustürzen.
Rowby-John
Rodriguez: Wir sind zwei Tage vor der
Q-School umgezogen, da musste ich also einige Male schwer heben.
Dann hatte ich noch eine fünfstündige Autofahrt nach Hildesheim vor
mir und als ich dann gemeinsam mit Michael Rasztovits
am Abend noch trainieren wollte, konnte ich kaum stehen. Ich hatte
starke Rückenschmerzen und habe in den nächsten Tagen regelmäßig
Schmerzmittel nehmen müssen. Dann gab es am ersten Tag in meinen
Augen sieben Spieler, auf die ich nicht hätte im ersten Spiel
treffen wollen und einer davon war Geert Nentjes. Als ehemaliger
Tourcard-Holder hatte er einfach die Erfahrung, mit der er mich
dann auch 6:5 geschlagen hat. Bei 5:5 habe ich das Bullseye zum
Match verpasst und er macht im Gegenzug auf Bull zu. Ähnlich ging
es mir auch am dritten Tag gegen Vincent van der
Meer. Am zweiten Tag verliere ich gegen einen starken Christian
Bunse, das kann passieren. Am vierten Tag war dann für mich
klar, dass ich nur noch diese eine Chance habe und dann habe ich
mich auch mit der angesprochenen 106 bis ins Viertelfinale
gespielt. Da standen dann Adam Gawlas und ich zunächst
schon an unserem Board, aber die Offiziellen haben uns wieder
weggeholt. Adam war zu seinem vorherigen Spiel zu spät gekommen und
es gab Beschwerden, weil er mit den Darts geraschelt hat. Da
mussten sie dann erst einmal in England anrufen, was sie tun
sollen. So hat sich unser Spiel um etwa eine halbe Stunde
verschoben. Ich habe mich weiter eingespielt, aber konnte nie
richtig die Spannung aufbauen, die ich für ein Spiel brauche, weil
ich nicht wusste, wie viel Zeit noch ist. Im Match hat Adam dann
dasselbe auch gegen mich gemacht, also mit seinen Darts geraschelt,
um mich rauszubringen. Ich habe ihn zwischendurch gefragt, warum er
das macht, weil wir doch eigentlich Freunde sind und er hätte den
Punkt gar nicht unbedingt für die Karte gebraucht. Am Ende konnte
ich meine Konzentration nie richtig aufbauen. Das ist dann aber
meine Schuld, weil mir das mit meiner Erfahrung nicht passieren
darf.
Dartn.de: Dann bist
du bei allen bisherigen Turnieren der Super Series als Nachrücker
dabei gewesen, hast 5.500 Pfund eingespielt und unter anderem
Peter
Wright, Daryl Gurney sowie Dimitri van den
Bergh geschlagen. Warum läuft es jetzt plötzlich besser?
Rowby-John
Rodriguez: Ich habe schon am ersten Tag
zu Mensur Suljovic gesagt, dass es sich alles ganz anders
anfühlt. Ich habe keine Karte, habe das Privileg, trotzdem spielen
zu dürfen und es ist viel weniger Druck da. Das hat sich dann auch
in meinen Ergebnissen bemerkbar gemacht. Und dann kommt auch das
Selbstvertrauen wieder. Dass ich gegen so große Namen gewinne, war
in letzter Zeit eine absolute Ausnahme und jetzt schaffe ich es
mehrfach in kurzer Zeit. Inzwischen habe ich auch privat keinen
Stress mehr und das macht sich beim Dart sofort bemerkbar. Ich
kämpfe auch wieder mehr, das hat mir lange gefehlt. Ich war immer
ein Kämpfer. Insgesamt wundere ich mich in den letzten Wochen aber
schon über mich selbst.
Dartn.de: Die erneute
Teilnahme am World Cup ist jetzt
ebenso in Reichweite, wie die WM und die Players Championship Finals. Was sind deine
Ziele für diese Saison?
Rowby-John
Rodriguez: Ich wusste schon
nach der Q-School, dass Harald Leitinger recht
wenig eingespielt hat und auch die anderen Österreicher von null
starten. Deshalb war mir klar, dass ich in jedem Fall eine gute
Chance auf den World Cup habe. Das ist mein Ziel und auch die
anderen Turniere, über die du gesprochen hast, möchte ich gerne
erreichen. Ideal wäre es, wenn ich am Ende des Jahres unter den Top
64 stehe, aber es steht nicht fest, dass ich an jedem Turnier
teilnehmen darf. Das ist für Harald Leitinger und Zoran
Lerchbacher anders, die sind fix dabei. Ich muss hoffen, dass
ich jedes Mal nachrücken kann. Das ist recht realistisch, aber es
ist nicht garantiert und deshalb denke ich über all das gar nicht
so viel nach und nehme die Dinge, wie sie kommen. In dem
Zusammenhang wünsche ich mir, dass die Challenge Tour so lange wie möglich nicht stattfindet,
weil ich sonst mir meine Nachrückerposition wieder ganz neu
erarbeiten muss.
Dartn.de: Lass uns
noch kurz über deinen jüngeren Bruder Rusty-Jake sprechen. Bei unserem letzten ausführlichen
Gespräch hast du dich ja eher kritisch zu ihm geäußert. Wie
beurteilst du seine Entwicklung inzwischen?
Rowby-John
Rodriguez: Auch er hat seine
privaten Probleme aus der Welt geschafft und das sieht man an
seinem Spiel. Er hat wieder einen Job und das tut ihm gut. Er
trainiert auch wieder mit mir und Mensur und fegt uns da regelmäßig
vom Board, wobei ich nie die besten Leistungen im Training bringe.
Mir war klar, dass er die Tourkarte nur als Tagessieger holen kann
und nicht über die Rangliste und so ist es dann auch gekommen. In
dem Zusammenhang verstehe ich das Punktesystem der PDC nicht. Rusty
hat jedes Mal mindestens ein Spiel gewonnen und andere verlieren
zweimal das erste Spiel, haben einen guten Run und das reicht dann
über die Rangliste.
Dartn.de: Wie hat dir
denn das neue System bei der Q-School generell gefallen?
Rowby-John
Rodriguez: Ich hätte gerne
auch schon die Vorquali gespielt. Alle, die das durften, konnten
Matchpraxis sammeln. Mein letztes Spiel war Ende November bei der
WM-Quali. Allgemein habe ich nicht verstanden, warum so viele
Deutsche angetreten sind und eigentlich gar nicht die Karte haben
wollen. Damit nehmen sie anderen die Punkte weg, die wirklich Profi
sein wollen. Wer nicht auf die Karte gehen will, sollte zu Hause
bleiben.
Weitere Informationen:
Alle Infos zu Rowby-John Rodriguez gibt es in seinem [Spielerprofil]
Foto-Credit: PDC/Lawrence Lustig
[kb]

