European Darts Grand Prix: Deutsches Quartett um starken Clemens erreicht zweite Runde

Freitag, 16. Oktober 2020 22:53 - Dart News von dartn.de

Die Hoffnung auf eine hohe deutsche Beteiligung in Runde 2 war angebracht bei einer Rekordbeteiligung von neun deutschen Startern am Auftakttag des European Darts Grand Prix in Sindelfingen. Mit Gabriel Clemens, Max Hopp, Nico Kurz und Ricardo Pietreczko schafften gleich vier Spieler den Sprung zum Samstag - und das teils richtig überzeugend. Die weiteren Top-Auftritte des Tages gehörten Mervyn King, David Evans und Adam Hunt.

Nachmittags-Session:

Einen wichtigen Sieg in Richtung Tourcard-Erhalt errang Maik Kuivenhoven im ersten Spiel des Turniers gegen Jonathan Worsley, dem hingegen die Aussichten auf ein weiteres Jahr bei der PDC fehlen. Die ersten Legs blieben jeweils beim Anwerfenden, beide vergaben zu Beginn jeweils eine Breakchance, Kuivenhoven setzte mit einem 12-Darter eine erste Duftmarke. Nach 6 perfekten Darts gelang dem Niederländer das Break zum 4:2, das Worsley jedoch postwendend zurückeroberte. Wenig später hätte der Waliser gar erstmals ins Führung gehen müssen, warf allerdings 7 Darts am Doppel vorbei. Kuivenhoven bedankte sich und spielte in 13 Darts sicher zum 6:4 zu Ende.

Deutlich bessere Zahlen hätten Mervyn King gegen Mindaugas Barauskas beinahe wenig genutzt. Mit dem fast 13 Punkte höheren Average mühte sich der "King" zum 6:5. Einen langsamen Start nutzte der litauische Qualifikant zum Break, dem King fortan hinterlief. In jeweils 14, 17 und 15 Darts hielt Barauskas seine Anwürfe, ohne dass King einen Wurf auf Doppel erhielt. Gleichwohl gab der Engländer in seinen Legs deutlich den Ton an. Nach drei verpassten Doppeln seines Kontrahenten stach King dann mit einem 72er-Finish zum 4:4 zu und schien nicht mehr aufzuhalten. Verpasste Matchdarts brachten Barauskas jedoch in den Decider, in dem King dann aber seine Klasse mit einem 101er-Checkout (Bull, 19, D16) unter Beweis stellte.

Einen tollen Auftakt aus deutscher Sicht bot Ricardo Pietreczko, der mit einer Doppelquote von 60% Luke Woodhouse klar mit 6:1 in die Schranken wies. Durch jeweils eine 180 in den ersten beiden Legs konnte Pietreczko eine frühe Führung etablieren. "Woody" kam mit einem 13-Darter in die Partie, ließ jedoch zwei Darts zum Break liegen. Anders Pietreczko, der 104 Punkte auf interessantem Weg (T19, 11, D18) zum 4:1 verwandelte und auch die Fehler in den nächsten beiden Legs zum klaren Sieg nutzen konnte.

Die 60-prozentige Doppelquote hatte Kai Gotthardt bei seinem European-Tour-Debüt in Person von David Evans leider gegen sich. Die beiden bestraften früh jeweils einen Fehler des Gegners zum Break, einen 11-Darter des Engländers konterte Gotthardt in 12 zum 2:2. Unglücklich überwarf er dann 95 Punkte, als ihm der Dart ins falsche Doppelsegment rutschte. Evans nutzte das und zog in 13 Darts davon, weil die Doppel-18-Doppel-20-Kombination des "Tunnels" am finalen Dart scheiterte. Der Deutsche verkürzte nochmal auf 3:4, doch der formstarke Challenge-Tour-Gewinner zurrte in 13 und 15 Darts das 6:3 fest.

Eine 4:1-Führung ins Ziel retten musste Scott Waites gegen Jason Lowe. Der frühere BDO-Champion war in den ersten drei Legs enteilt und hatte dabei unter anderem 105 und 89 gecheckt, das 4:1 sicherte ein 95er-Finish auf Bull. Dann aber kam Lowe auf, spielte seinen Anwurf mit der jeweils fünften Aufnahme ins Ziel, dazwischen trug ein 140er-Finish (T20, T16, D16) zum Ausgleich bei. In der Folge verteidigten beide über die Doppel 4 ihren Anwurf, im entscheidenden Leg hatte Waites die besseren Argumente und brachte 67 Punkte zum 15-Darter auf Null.

Den zweiten deutschen Doppelpack läutete Nico Kurz mit einem hart erkämpften Sieg gegen Stefan Bellmont ein. Durch ein 86er-Checkout lag früh das Break beim Schweizer, der in 16 Darts bestätigte und dank des schleppenden Niveaus auf 4:1 ausbauen konnte. Es blieb weiter Stückwerk bei Kurz, der in 16 Darts ein Break zurückerlangte und auf 3:4 verkürzte, dann aber wieder Bellmont einen 22-Darter erlaubte. Der hatte daraufhin bei 101 Punkten den ersten Matchdart auf der Doppel 12, doch Kurz kam nochmal zum 4:5 und spielte mit dem Rücken zur Wand seine besten Legs: In 14 und 15 Darts drehte er die vielleicht verloren geglaubte Partie und darf nun den frisch gebackenen Premier-League-Sieger Glen Durrant herausfordern.

Für Michael Unterbuchner blieb das Comeback gegen Darius Labanauskas unvollendet. Die ersten fünf Legs verblieben jeweils ohne einen Doppelversuch des Gegners beim Anwerfenden, der Landsberger hatte mit einem 11-Darter das Highlight auf seiner Seite. "Lucky D" gelang jedoch das Break zum 4:2, das er beinahe mit einem 119er-Finish (D13 verpasst) untermauerte. Unterbuchner war zur Stelle und stürmte mit 6 perfekten Darts zum ersten 10-Darter des Turniers. Damit war die Luft im Score scheinbar raus, um ein Haar hätte er aber mit einem 150er-Checkout die Wende perfekt gemacht. So durfte der Litauer in 20 und 17 Darts das Match ins Ziel bringen.

Eine klare Angelegenheit war das Spiel zwischen Devon Petersen und Harry Ward, da der junge Engländer mit einem Punkteschnitt knapp über 70 kaum stattfand. Über die Doppel 13 konnte er noch das zweite Leg zum 1:1 retten, danach kannte die Begegnung nur eine Richtung. Der formstarke Südafrikaner war bei eigenem Anwurf ungefährdet und setzte in 12 und 11 Darts zum Break hervorragende Nadelstiche. Ein kleines Fehler-Festival im abschließenden Leg beendet schließlich Petersen zum 6:1. In der zweiten Runde wartet Gerwyn Price, den er beim vergangenen European-Tour-Event noch bezwungen hatte.

Abend-Session:

Den Auftakt in den Abend boten Kim Huybrechts und John Henderson. Dem "Hurricane" gelang nach einem 16-Dart-Break beinahe das 161er-Finish, doch erstmal stellte World-Cup-Neuling Henderson mit einem 11-Darter und in der Folge 60 Rest nach 9 Darts seine Klasse zur Schau. Nach der 2:1-Führung lief beim Schotten jedoch nichts mehr zusammen, auch über die ungewohnten Doppel 3 und 1 kam Huybrechts ans Rollen und verhinderte mit einem 95er-Finish (Bull, 13, D16) eine Rückkehr des "Highlanders". In 16 und 15 Darts war die Messe gelesen.

Trotz eines starken Auftritts hieß es gegen Pero Ljubic lange Zittern bei Max Hopp. Der "Maximiser" ließ bei eigenem Anwurf keine Tür auf, spielte 14, 13, 17 und 13 Darts, doch auch sein Kontrahent wusste mit einem 14-Darter zu überzeugen. Dank ungenutzter Breakchancen das Deutschen konnte sich Ljubic wiederholt mit dem letzten Dart in der Hand retten, erst zum 5:3 erlöste sich Hopp, als er sofort das Doppel traf. Mit dem zweiten 14-Darter von Ljubic war das Break allerdings wieder weg, ehe dem osteuropäischen Qualifier nach einer 180 das Scoring zusammenfiel, Hopp nutzte das zum 6:4-Erfolg.

Anders vorgestellt hatte sich Robert Marijanovic sein Duell mit Derk Telnekes, das von vielen Doppelfehlern begleitet wurde. Telnekes war der frühe Nutznießer zum 2:0, legte dann aber eine ganze Reihe Pfeile daneben, die Marijanovic beinahe typisch über das Bullseye bestrafte. Der Freudenstädter überwarf dann 98 Punkte, um sie eine Runde später zu checken, und lag nach weiteren Unzulänglichkeiten des Niederländers plötzlich in Front. Der fand mit einem 15-Darter wieder zu sich und bestrafte dann jeden Fehler des Deutsch-Kroaten. 100 Punkte brachte er auf Null und die 92 zum 6:3 ausgerechnet mit zwei Treffern in der Doppel 18.

In einer guten Partie setzte sich mit Steve Lennon das bessere Scoring am Ende gegen Madars Razma durch. Den hatte im ersten Leg eine verpasste große Zahl um einen weiteren Dart auf Doppel gebracht, was Lennon mit einem 84er-Checkout punktgenau bestrafte. Der Ire hielt mit dem jeweils letzten Dart seine Anwürfe und war mit einem 62er-Finish zum 4:1-Break schon auf die Siegerstraße abgebogen, als "Razmatazz" 88 und 149 Punkte checkte und wieder im Geschäft war. Lennon blieb jedoch unbeirrt und besorgte letztlich klar in 15 und 16 Darts das 6:3.

Überraschungsmann Markus Buffler konnte die Leistungen von gestern nicht ganz auf die Bühne bringen und musste sich daher Martijn Kleermaker geschlagen geben, der ebenfalls keinen Sahnetag erwischte. Mit der jeweils siebten Aufnahme wurden die ersten vier Legs gerecht verteilt, ehe Buffler in der Folge mit 40 Rest nach 12 Darts sowie 15 Darts am Drücker war. Dass Kleermaker die Legs tatsächlich in 23 und 17 Darts noch holte, spricht leider nicht für die Doppelquote des Deutschen, der zwar noch ein drittes Leg auf das Konto holte, beim 12-Darter des Niederländers zum Abschluss aber machtlos war.

Mit einer kompletten Vorstellung hat Adam Hunt die Begegnung mit Damon Heta klar beherrscht. In 15 und 13 Darts brachte er sich schnell auf Kurs, bevor Heta in 13 Darts im Match ankam. In der Folge blieb der Australier im Scoring zurück und Hunt brachte problemlos die nächsten Legs ins Ziel. "The Heat" erhielt im sechsten Leg noch eine Chance für ein zweites Leg, mit der verpassten Doppel 20 war der Weg endgültig frei für Hunt, der mit einem 13-Darter standesgemäß in die zweite Runde einzog.

Für das direkte Aufeinandertreffen der deutschen Tourcard-Besitzer kehrte Gabriel Clemens gegen Steffen Siepmann zu altbekannten Stärken zurück. Das frühe 12-Dart-Break von "Gaga" konterte Siepmann noch in 14 Darts und war auch bei eigenem Anwurf unter Druck sofort da, als er 100 Punkte zum 3:2 auswarf. Der Druck von Clemens nahm dann aber zu, der Saarländer zog das Match in 14 und 13 Darts auf seine Seite. Wenig später fehlte ihm nur noch ein Leg, als "Sippi" nochmal einen Dart auf der Doppel 20 zum möglichen 4:5 daneben legte. So verwandelte Clemens den ersten Matchdart, 104 Punkte waren der Bestwert an Tag 1.

Einen müden Start in die abschließende Erstrundenpartie boten Chris Dobey und William O'Connor. Die ersten vier Legs liefen ohne Highlight und ernste Gefahr für den Anwerfenden durch, dann zündete O'Connor den Turbo: Ein 14-Dart-Break veredelte er im nächsten Leg mit einem 121er-Checkout und war mit 181 Rest nach 6 Darts auf Kurs zum 5:2. Dann schlich sich der Fehlerteufel ein, doch mit etwas Glück landete das vierte Leg in Serie beim "Magpie", der das 6:3 nach zwischenzeitlichem 13-Darter von Dobey ebenfalls nach Fehlern auf beiden Seiten klar machte.

Am Samstag greifen wie von der European Tour gewohnt die 16 gesetzten Teilnehmer ins Turniergeschehen ein. Auch am zweiten Tag wird verteilt auf zwei Sessions gespielt, die um 13:00 Uhr bzw. 19:00 Uhr MESZ starten. PDC-TV HD überträgt beide Sessions live. Eine wichtige Information gab die PDC Europe im Laufe des Tages bekannt: Aufgrund der verschärften Corona-Regelungen wurde der weitere Kartenverkauf für Spontan-Entschlossene gestoppt. Fans, die bereits ein Ticket gekauft hatten, können wie geplant die Veranstaltung besuchen.

 

Ergebnisse Freitag:

Freitag, 16.10.2020
Nachmittags-Session:

1. Runde:

Maik Kuivenhoven 6-4 Jonathan Worsley (89,85 - 81,30)
Mervyn King 6-5 Mindaugas Barauskas (99,15 - 86,71)
Ricardo Pietreczko 6-1 Luke Woodhouse (89,65 - 86,68)
Kai Gotthardt 3-6 David Evans (94,10 - 100,29)
Scott Waites 6-5 Jason Lowe (92,52 - 96,21)
Nico Kurz 6-5 Stefan Bellmont (84,94 - 80,95)
Darius Labanauskas 6-4 Michael Unterbuchner (87,53 - 89,51)
Harry Ward 1-6 Devon Petersen (71,89 - 92,68)

Freitag, 16.10.2020
Abend-Session:

1. Runde:

Kim Huybrechts 6-2 John Henderson (91,08 - 84,68)
Max Hopp 6-4 Pero Ljubic (97,57 - 86,46)
Derk Telnekes 6-3 Robert Marijanovic (83,18 - 81,10)
Steve Lennon 6-3 Madars Razma (96,64 - 94,74)
Markus Buffler 3-6 Martijn Kleermaker (73,51 - 79,59)
Adam Hunt 6-1 Damon Heta (100,89 - 88,18)
Steffen Siepmann 3-6 Gabriel Clemens (88,62 - 103,93)
Chris Dobey 3-6 William O'Connor (84,21 - 86,24)

Vorschau auf den 2. Turniertag:

Samstag, 17.10.2020
Nachmittags-Session:
(13:00 - 17:00 Uhr)
2. Runde:
Daryl Gurney (6) - Maik Kuivenhoven
Ian White (3) - Scott Waites
Michael Smith (14) - Derk Telnekes
Glen Durrant (11) - Nico Kurz
José de Sousa (15) - Ricardo Pietreczko
Dave Chisnall (7) - Darius Labanauskas
Joe Cullen (10) - Kim Huybrechts
Jamie Hughes (12) - Steve Lennon

Samstag, 17.10.2020
Abend-Session:
(19:00 - 23:00 Uhr)
2. Runde:
Krzysztof Ratajski (4) - Martijn Kleermaker
Rob Cross (13) - Adam Hunt
James Wade (8) - Gabriel Clemens
Gerwyn Price (2) - Devon Petersen
Mensur Suljovic (5) - David Evans
Michael van Gerwen (1) - Mervyn King
Nathan Aspinall (9) - William O'Connor
Vincent van der Voort (16) - Max Hopp

Preisgelder European Tour 2020:

Ausgespielt werden insgesamt £140.000 pro Turnier, der Sieger geht mit £25.000 (ca. 30.000 €) nach Hause. Die beiden Host Nation Player müssten ihr Auftaktspiel gewinnen, um das Preisgeld für die Ranglisten zu erhalten.

Sieger: £25.000
Runner-Up: £10.000
Halbfinale: £6.500
Viertelfinale: £5.000
Achtelfinale: £3.000
2. Runde: £2.000
1. Runde: £1.000

Gesamt: £140.000

Weitere Informationen:

Alle Infos zum European Darts Grand Prix [Turnierseite]
Alle Infos zur European Tour 2020 [European Tour]
Für Diskussionen und Fragen zum Turnier [Dart Forum]

TV-Übertragung:
European Tour Turniere werden NICHT im TV übertragen. Es sind eher kleinere Turniere, sie sind nicht einmal in Großbritannien live zu sehen. Die einzige Möglichkeit diese Turniere zu verfolgen ist der offizielle, kostenpflichtige Livestream der PDC unter PDC-TV HD. Außerdem übertragen auch diverse Wettanbieter wie auch der österreichische Streaminganbieter laola1.tv die Turniere der European Tour.

Foto-Credit: PDC Europe

[mk]

**

Quelle: PDC Europe

zurück zur Übersicht: Dart News von dartn.de | RSS Feed