Die Top-Favoriten auf den Gewinn der Dart WM 2026 haben wir bereits vorgestellt. Aber wer sind Dark Horses, die die großen Namen im Alexandra Palace ärgern könnten? Mit Blick auf das Feld fallen vor allem zwei Kategorien auf: Aufstrebende Niederländer wie Jermaine Wattimena und Youngster wie Cameron Crabtree und Beau Greaves. Wir durchforsten die Turnierviertel und geben Einschätzungen ab, welche niedrig bis nicht gesetzten Spieler das Potenzial haben, das Feld mit einem Lauf aufzumischen.
Turnierviertel 1: Crabtree & Brooks pushen auf den Durchbruch
Beim Grand Slam of Darts sorgte Cameron Crabtree zunächst ordentlich für Furore. Mit 5:1 nagelte der 22-Jährige den an Nummer fünf gesetzten Jonny Clayton an die Wand und spielte dabei einen Average von 102 Punkten. Auch gegen Danny Noppert war sein Schnitt lange dreistellig, hinten raus ging ihm jedoch die Puste aus, sodass er im Entscheidungsleg verlor. Einzig gegen Lukas Wenig fiel er im letzten Gruppenspiel ab, sodass es nicht zum Weiterkommen reichte. Im nächsten Major, den Players Championship Finals, schaltete „Shazam“ Mike de Decker aus – und verlor mit 101er Average gegen Chris Dobey, wobei er zwei Matchdarts vergab.
Crabtree hat ein tolles A-Game und ist bei seinem WM-Debüt vielleicht sogar leichter Favorit in Runde eins gegen Andrew Gilding. Dass er auch in Runde zwei gegen (potenziell) Dobey Chancen hätte, hat er schon bewiesen. Sein möglicher Drittrundengegner kann ebenfalls als Dark Horse bezeichnet werden: Luke Woodhouse hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert, ist sehr konstant unterwegs und steigert dabei sein Niveau immer weiter. Während Woodhouse zur Kategorie „zuverlässig“ gehört, kann bei Crabtree alles herauskommen: Vom extrem tiefen Run bis zum frühen Aus, da er hoch hinaus kann, aber nicht wirklich ein B-Game als Auffangnetz hat.
Der World Youth Champion von 2020 ist ebenfalls wieder in der Verlosung. Bradley Brooks hat in den letzten fünf Jahren nicht wirklich seinen Durchbruch geschafft, aber im Jahr 2025 sein erstes Pro Tour Turnier gewonnen. Manche Buchmacher sehen Brooks bei der WM in Runde eins gegen den gesetzten Joe Cullen als Favoriten – was keine gute Nachricht ist, denn Cullen lässt sich von solchen Umständen bekanntlich gerne anspornen. Dennoch hat Brooks auf jeden Fall Chancen, die ersten beiden Runden zu überstehen, und wäre dann wohl gegen Luke Littler gefragt, sein Potenzial voll auszuschöpfen.
Turnierviertel 2: Alles offen – van Duijvenbode als Nutznießer?
Den zehnthöchsten Average der PDC im Jahr 2025 gespielt hat kein geringerer als Dirk van Duijvenbode! Der einstige Top-ten-Spieler, der von einer Schulterverletzung weit zurückgeworfen wurde, zeigt immer häufiger wieder sein Top-Niveau. Beim World Grand Prix warf er Michael van Gerwen raus und stand im Viertelfinale, auf der European Tour erreichte er ein Finale. Nun ist die Nummer 29 der Welt in einem machbaren Turnierviertel gelandet: Stephen Bunting und Jonny Clayton sind an vier und fünf gesetzt, hatten jedoch beide einen sehr enttäuschenden Herbst. Es gibt somit keinen klaren Favoriten im zweiten Turnierviertel, ein Drittrundenspiel zwischen Bunting und van Duijbenvode wäre völlig offen.
In diesem Turnierviertel finden sich auch zwei Deutsche: Die Nummer eins, Martin Schindler, und die Nummer zwei, Ricardo Pietreczko. Schindler hat sich ohne ein einziges Major-Viertelfinale in den letzten beiden Jahren auf Platz 13 vorgespielt, insbesondere dank dreier European Tour Erfolge. Kurz gesagt: Er kann es auf der Bühne – nur bei Majors noch nicht. Bei der WM ist Runde drei bisher sein Top-Wert. Der auf dem Papier schwierigste Weg ins Achtelfinale würde in diesem Jahr über Stephen Burton, Keane Barry und Ryan Searle führen, und auch Erfolge darüber hinaus sind Schindler absolut zuzutrauen. Das gilt für Pietreczko ebenso, wenn er neben seinen tollen Checkouts auch sein Scoring findet. Der mögliche Weg für „Pikachu“: José de Sousa, Dave Chisnall, Ross Smith. Auf Schindler könnte er erst im Viertelfinale treffen.
Neben Michael Smith, der in diesem ausgeglichenen Turnierviertel ebenfalls seine Chance wittern wird, ist noch ein Dark Horse zu erwähnen. Dom Taylor musste im letzten Jahr sein WM-Debüt vertagen, da er durch einen Dopingtest gefallen war. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass es sich nicht um eine leistungssteigernde Substanz handelte, sodass die Sperre sehr kurz ausfiel. Taylor hat seinen Jahres-Average 2025 nochmal gesteigert, steht diesbezüglich auf Platz 22 – noch vor Schindler – und hat in 108 Spielen 23-mal einen 100-Plus-Average gespielt. Für Taylor geht es zunächst gegen Oskar Lukasiak, in einem möglichen Zweitrundenspiel gegen Jonny Clayton wäre er ein gefährlicher Stolperstein.
Turnierviertel 3: TV-Durchbruch für Nijman? Krachende Erstrundenduelle
Auf der Pro Tour ist Wessel Nijman schon jetzt ein etablierter Top-Spieler, nur Gerwyn Price sammelte in Floor-Turnieren 2025 mehr Preisgeld. In Majors läuft es für den Niederländer jedoch noch nicht. Häufig sitzen am Ende starker Leistungen die Doppel noch nicht – eine Frage von Nerven und Erfahrung. Dennoch sind sich alle einig: Nijman wäre ein ganz schwieriger Gegner für Luke Humphries in WM-Runde drei. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es für ihn auch vor TV-Kameras sehr weit geht.
Ricky Evans hat in den letzten Monaten ordentlich Form aufgebaut und stand im Grand-Slam-Viertelfinale. Eigentlich schade, dass er gleich in Runde eins auf ein anderes Dark Horse trifft, das wir immer gerne, aber viel zu selten sehen. Man-Lok Leung ist ein spannender Spieler, der mit spektakulärem Scoring für Furore sorgt. Der 28-Jährige bezwang vor zwei Jahren Gian van Veen überraschend in WM-Runde eins und führte Hong Kong vor sechs Monaten ins Viertelfinale des World Cup of Darts. Der Sieger dieses Duells könnte auf James Wade treffen, der zuletzt dreimal in Folge sein WM-Auftaktspiel verlor.
Indes hat auch Gian van Veen, der diesmal eher Mitfavorit als Dark Horse ist, einen Auftaktkracher erwischt. Sein Erstrundengegner ist Cristo Reyes, der bis zur Pandemie ein regelmäßiger Major-Teilnehmer war und sich nach längerer Pause mit tollen Leistungen wieder für den Ally Pally qualifiziert hat. Während van Veen bei WMs noch kein Spiel gewonnen hat, bringt Reyes die Erfahrung eines Achtelfinales von 2015 und eines 106er Averages bei einer 2:4-Niederlage gegen Prime MvG 2017 mit.
Turnierviertel 4: Wattimena und Greaves mit brutalem A-Game
Aus dem Karrieretief zur Bestform: Jermaine Wattimena hat in den letzten eineinhalb Jahren eine erstaunliche Entwicklung genommen. Selbst Average über 105 sind keine Seltenheit mehr, seit Oktober hatte der Niederländer sechs davon – nur Littler und Dobey hatten mehr. Wattimena bekommt es in Runde eins mit Dominik Grüllich zu tun, danach könnte mit Scott Williams ein potenziell unangenehmer Gegner warten, der vor zwei Jahren im Halbfinale stand. Blickt man weiter voraus, wird Wattimena zum möglichen Schreck der großen Namen. Gary Anderson in Runde drei? Michael van Gerwen im Achtelfinale? Könnte beides passieren – und ein klarer Underdog wäre „The Machine Gun“ keinesfalls.
Aus deutscher Sicht ist Niko Springer eine der größten Hoffnungen, am Ende seines Durchbruch-Jahres ist der European-Tour-Sieger von Budapest in Runde eins gegen Joe Comito klarer Favorit. Dann geht es jedoch gegen Josh Rock, einen der Top-Favoriten. In diesem Turniersegment finden sich zwei weitere Dark Horses. Beau Greaves, die mit vielen Top-Averages im Gepäck kommt und die Männerriege zukünftig ordentlich aufmischen kann, und Callan Rydz, der Viertelfinalist des letzten Jahres. Wieder einmal konnte Rydz auf eine starke WM kein gutes Jahr folgen lassen – aber der Ally Pally bringt oft das Beste in ihm zum Vorschein.
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[dj]
